Drittes Arbeitstreffen des ReWaM-Querschnittsthemas „Ökosystemleistungen im Gewässermanagement“
Am Mittwoch, den 6. September 2017, trafen sich 31 Teilnehmer aus neun von insgesamt 15 ReWaM-Verbundprojekten im Leipziger Kubus, dem Konferenz- und Bildungszentrum des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, die Diskussionen in den Arbeitsgruppen „Stickstoffretention“ und „Systemübergreifende Betrachtung von Ökosystemleistungen“ fortzuführen. Beide Arbeitsgruppen wurden im Rahmen des vorangegangenen Querschnittsthemen-Treffens am 24. Januar 2017 in Dresden gebildet. Darüber hinaus erörterten die Wasserfachleute in drei Vorträgen zu Beginn des Treffens Grenzen, Perspektiven und Herausforderungen des Ökosystemleistungskonzepts im Wasserressourcen-Management.
Ökosystemleistungen in der Wasserbewirtschaftung im Jahr 2030
Nach einer Begrüßung durch Dipl.-Ing. Mathias Scholz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig folgten drei Vorträge: Den Auftakt machten Marianne Darbi und Dr. Carsten Neßhöver, ebenfalls vom UFZ. Sie diskutierten in Ihrem Vortrag welche Potenziale und Herausforderungen sich für Praxis und Forschung durch einen langfristigen Einsatz des Ökosystemleistungsansatzes in Deutschland bis zum Jahr 2030 ergeben könnten. Hierzu führen Darbi und Neßhöver derzeit ein „Horizon Scanning“ durch. Nach einer kurzen Einführung zu Systematik und Historie der Methode, berichteten die beiden Wissenschaftler vom aktuellen Stand ihrer Forschungsarbeit und stellten einen Online-Fragebogen vor, der seit Anfang August bis zunächst Ende September verfügbar sein soll.
Im zweiten Vortrag des Tages fragte Simone Beichler, RESI-Projektkoordinatorin am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), nach den Grenzen des Ökosystemleistungskonzepts (ÖSL) mit Fokus auf den Gewässerkontext. Eine erste Hürde bestünde bereits darin, festzulegen, was als Ökosystem oder Natur verstanden werden müsste, um das ÖSL-Konzept überhaupt anwenden zu können. Dies sei angesichts der durch den Menschen in unterschiedlicher Weise modifizierten Umwelt keineswegs trivial. Im weiteren Verlauf präsentierte die Projektkoordinatorin welche Herausforderungen für eine Operationalisierung des ÖSL-Konzepts im Gewässerkontext bestünden.
Die dritte Präsentation beschäftigte sich mit Prozessen, Konzepten und Quantifizierungsmethoden der Stickstoffretention in Bächen und Flüssen. In Ihrem Vortrag wiesen Dr. Helmut Fischer und Dr. Stefanie Ritz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) dem Nährstoffrückhalt in Gewässern eine besondere regulative Funktion zu. Die dadurch erbrachte Ökosystemleistung trage wesentlich zum Erhalt oder sogar einer Verbesserung der Wasserqualität in Fließgewässern bei. Im weiteren Verlauf des Vortrages zeigten die Wissenschaftler die Komplexität des Retentionsprozesses auf und stellten Bewertungsvorschläge zur Quantifizierung der Retention zur Diskussion. Für die Bewertung schlugen die Wissenschaftler unterschiedliche Vorgehensweisen vor: im Wesentlichen unterschieden die Forscher zwischen Ansätzen zur Messung bzw. Modellierung der Stickstoffretention und Konzepten zur qualitativen Bewertung über Ersatz- oder Schadenskosten.
Erarbeitetes Wissen zu Papier bringen
Der Schwerpunkt der Treffens lag in der Vorbereitung von zwei Artikeln in den Arbeitsgruppen (AG) „Stickstoffretention“ und „Systemübergreifende Betrachtung von Ökosystemleistungen“. Ziel der AG „Stickstoffretention“ war es, aktuelle Ansätze zur Erfassung, Quantifizierung und Bewertung von Stickstoffverbindungen sowie der Stickstoffretention in verschiedenen Gewässerökosystemen, Flussgebieten oder Ökosystemkompartimenten auf verschiedenen Skalenebenen zu sammeln. Auch die Mitglieder der AG „Systemübergreifende Betrachtung von Ökosystemleistungen“ planen ihre Erkenntnisse in einem wissenschaftlichen Zeitschriftenartikel zu veröffentlichen. Darin wollen die AG-Mitglieder der Fachwelt eine übergreifende Betrachtung von Ökosystemleistungen, die von Fluss-Auen-Systemen, Grundwasserleitern und Standgewässern dargeboten werden, vorstellen.
In der Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 15 Verbundprojekte sowie ein begleitendes Vernetzungs- und Transfervorhaben. Für die Projekte in ReWaM sind eine interdisziplinäre Vorgehensweise sowie ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis charakteristisch. Um vorhandene Synergien zu nutzen und Potenziale auszuschöpfen, hat der ReWaM-Lenkungskreis unteranderem das Querschnittsthema „Ökosystemleistungen im Gewässermanagement“ definiert.