FLUSSHYGIENE-Abschlusskonferenz: Der Traum vom Baden in der Spree

Am 26. November 2018 lud das ReWaM-Forschungsprojekt FLUSSHYGIENE zur Abschlussveranstaltung in die Neue Mälzerei nach Berlin ein. Unter dem Motto “Forschung für saubere Badegewässer” präsentierte das Projektkonsortium die Ergebnisse der dreieinhalbjährigen Forschungstätigkeit. Mehr als 120 Teilnehmer folgten der Einladung, darunter Vertreter des Umweltbundesamtes, verschiedener Landesämter sowie sondergesetzlicher Wasserverbände.

46800220_2037098239662351_4493381676835012608_nSchutz der Bevölkerung durch risikobasierte Frühwarnsysteme
Koordiniert von dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin forscht ein breit aufgestellter Verbund aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis seit dem Frühjahr 2015 an Methoden zur Vorhersage kurzzeitiger Verschmutzungsereignisse an Badegewässern. Die hygienische Wasserqualität schwankt in den meisten Fließgewässern sehr stark. Gesundheitliche Risiken sind für Badende daher nur schwer einzuschätzen. Dies ist einer der Gründe dafür, dass von über 2.000 nach EG-Badegewässerrichtlinie registrierten Badegewässern in Deutschland nur rund 30 an Flüssen liegen. Die in dem Projekt erarbeiteten Instrumente zur Prognose von hygienischen Verschmutzungen und deren Ausbreitung in Flüssen wurden den teilnehmenden WasserexpertInnen im Rahmen der Projektabschlussveranstaltung in Fachvorträgen vorgestellt. Wesentliche Ergebnisse aus FLUSSHYGIENE lauten:

  • Zum Schutz von Badenden vor kurzzeitigen Verschmutzungsereignissen wurden Frühwarnsysteme sowie ein robustes Vorgehen für deren Aufbau entwickelt, um den risikobasierten Bewertungsansatz der Badegewässerrichtlinie (BGRL) auf kurzfristige Prognosen zu übertragen.
  • Für humanpathogene Viren sowie virale und bakterielle Indikatoren wurden Richtwerte für Einleitungen aus Kläranlagen, der Misch- und Trennkanalisation sowie Abbau- und Abnahmeraten im Gewässer bestimmt.
  • Ein Bedarf, die Liste der in der BGRL geregelten Überwachungsparameter zu ergänzen, wurde nicht abgeleitet.
  • Zur Unterstützung der immissionsseitigen Bewertung von Bewirtschaftungsmaßnahmen der Stadtentwässerung und Abwasserreinigung zur Verbesserung der hygienischen Wasserqualität wurde ein allgemeingültiger Hygienebaustein für das Gewässergütemodell QSim entwickelt.
  • Ein übertragbares Zahlungsbereitschaftsmodell zur Ermittlung der Nutzen-Seite (Kosten-Nutzen-Analyse) eines neuen Badegewässers steht zur Verfügung.

46801528_638781199853356_8843942226355552256_nAnleitung zur Errichtung neuer Badestellen
Um Inhalte zu vertiefen, die im Vortragsblock zu kurz kamen, hatten die TeilnehmerInnen die Gelegenheit bei einer Postersession mit den Projektbeteiligten ins Gespräch zu kommen. Im Rahmen der Poster-Session stellte das FLUSSHYGIENE-Konsortium zudem Berichte vor, in denen die erarbeiteten Forschungsergebnisse für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet wurden: Neben einem Praxisleitfaden zur Eröffnung neuer Badestellen wurden ein Maßnahmensteckbrief, ein Leitfaden zu kurzfristigen Flussverschmutzungensowie sowie ein Merkblatt zur Einrichtung neuer Badestellen präsentiert. Die Dokumente sind aktuell noch nicht online verfügbar. Die ReWaM-Homepage informiert, sobald diese zum Download bereit stehen.

Ideen zur Überarbeitung der Badegewässerrichtlinie
Im Anschluss an die Posterpräsentationen diskutierten VertreterInnen aus den vier untersuchten Modellregionen die Bedeutung der Ergebnisse aus FLUSSHYGIENE für die Bewirtschaftung von Badegewässern in der Praxis. Die Diskutanten betonten unter anderem, dass eine gute ökologische Wasserqualität nicht automatisch zu einer guten Badewasserqualität führe und umgekehrt. Diese Unterscheidung müsse in der Kommunikation mit Bürgern noch stärker als bisher verdeutlicht werden. Ein wesentlicher Aspket der Diskussion war die anstehende Novellierung der europäischen Badegewässerrichtlinie: Die Podiumsgäste plädierten dafür, dass neben den in der Richtlinie bereits enthaltenen Hygiene-Indikatoren (Escherichia coli und Intestinale Enterokokken) zukünftig Viren ebenfalls berücksichtigt werden sollten. Auch die vorgeschriebenen Untersuchungsintervalle der Badegwässer wurden debattiert. Ungelöst blieb das Problem, dass nach der Sperrung eines Badegwässers zu viel Zeit verginge, bis dieses wieder für Badende freigegeben werden dürfe. Ein Lösungsansatz könnte die Erweiterung des Frühwarnsystems um ein Online-Messsystem sein.

Weitere Informationen zur Abschlussveranstaltung:

Das vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin koordinierte Vorhaben FLUSSHYGIENE ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“. Am Vorhaben sind insgesamt zehn Verbundpartner aus Abwasserentsorgungsbetrieben, Forschungseinrichtungen, Universitäten, Verbänden und Behörden beteiligt.