Ende gut, alles gut? NiddaMan Abschlusstagung in Frankfurt

Trotz erheblicher Erfolge bei der Verbesserung der Wasserqualität in den vergangenen Jahren sind lediglich 6,7 Prozent der Fließgewässer in Deutschland in einem guten oder sehr guten Zustand. Auch die Nidda verfehlt bislang den von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) geforderten Zustand. Ein breit aufgestelltes Konsortium aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis fahndet in dem ReWaM-Projekt NiddaMan nach den Ursachen für die Zielverfehlung. Nach rund dreijähriger Forschungstätigkeit zogen die “Nidda-Männer” und “Nidda-Frauen” Bilanz: Am Dienstag, den 20. März 2018, präsentierte das Konsortium den rund 110 teilnehmenden Wasserexperten die Ergebnisse des umfangreichen Messprogramms und stellten den ermittelten Handlungsbedarf vor.

Foto: Simone Ziebart, Universität Frankfurt

Fachgespräche im Foyer des Otto-Stern-Zentrums an der Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Simone Ziebart, Universität Frankfurt

Gemeinsam für saubere Gewässer
Neben weiteren Projektzielen entwickelte der Projektverbund neue Verfahren zur Überwachung von Spurenstoffen und Überprüfung ihrer Eignung für den Praxiseinsatz. Zudem beschäftigten sich das Konsortium mit der Analyse von Belastungsfaktoren für die Biodiversität mit biologischen Testverfahren. Im Fokus von NiddaMan stand die Erarbeitung eines nachhaltigen Wasserressourcen-Managements, das sozial-ökologische Aspekte berücksichtigt. Das Interesse an den Erkenntnissen aus NiddaMan ist groß. Michael Denk vom Hesssischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) umriss in seinem Vortrag zu Beginn der Abschlusstagung die Konsequenzen aus NiddaMan für die praktische Umsetzung von Gewässerentwicklungsmaßnahmen in Hessen. Für ihn steht fest: NiddaMan wird für die praktische Umsetzung der WRRL nicht folgenlos bleiben. Das Ministerium wird dazu mit den zuständigen obersten Wasserbehörden erörtern, wo weitere Fragen an die Forschung bestehen und wie Projektergebnisse in zukünftige Bewirtschaftungspläne zu integrieren sind.

Die Abschlusstagung gliederte sich in drei Themenblöcke, die jeweils mit einem Übersichtsvortrag starteten und mit einer gemeinsamen Podiumsdiskussion endeten. Im ersten Block wurden die Erkenntnisse zu stofflichen Belastungen und ihren Auswirkungen auf Wasserlebewesen im Einzugsgebiet der Nidda vorgetragen. Der zweite Themenblock beschäftigte sich mit den im Projekt (weiter-)entwickelten Modellen und Maßnahmen. Am Ende des Veranstaltungstages diskutierten die Teilnehmer ausgewählte Methoden und Formate für eine zielgruppenorientierte Kommunikation, die in NiddaMan erprobt wurden.

Wesentliche Erkenntnisse aus NiddaMan im Überblick:

  • Maßnahmen zur Verbesserung der biologisch-chemischen Wasserqualität sollten kleinere Fließgewässer und Oberläufe einschließen, selbst wenn diese nicht WRRL-relevant sind, da sie eine wichtige Quellressource für die Biodiversität in aquatischen Systemen darstellen.
  • Isolierte Maßnahmen zur Renaturierung oder zur Elimination von Spurenstoffen allein reichen nicht, um den chemisch-ökologischen Zustand eines Gewässers zu verbessern.
  • Embryotoxische und toxische Wirkpotenziale wurden sowohl im Wasserkörper als auch im Sediment bereits in den Oberläufen von Gewässern nachgewiesen. Aus diesem Grund sollten Maßnahmen auch auf eine Verbesserung der Sedimentqualität abzielen.
  • Anteile an gereinigtem Abwasser ≥ 12 % im Jahresmittel (TITAN-Analysen) führen im Nidda-Einzugsgebiet zu einer veränderten Artenzusammensetzung des Makrozoobenthos, die den gewässertypspezifischen Referenzbedingungen der Oberflächengewässerverordnung nicht entspricht. Oberhalb des kalkulierten Abwasserjahresmittelwertes sinken die Abundanzen besonders empfindlicher Arten abrupt. Durch eine effektivere, immissionsbezogene Abwasserreinigung kann der kritische Abwasseranteil erhöht werden.
  • Die Planung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen sollte die frühzeitige Kommunikation mit und die Beteiligung von Interessengruppen im Sinne eines Kooperationsmanagements vorsehen.

Weitere Informationen:

 

Das Projekt NiddaMan ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).