Warum fahren Wissenschaftler gemeinsam mit Fischern in einem kleinen knatternden Boot mit Keschern in der Hand langsam die Aller stromabwärts?
Die Wissenschaftler führten am Sonnabend, den 13.08.2016, eine Befischung der Aller bei Celle im Rahmen des Forschungsprojektes „In_StröHmunG“ durch. Die Fischer waren Mitglieder der örtlichen Angelvereine und Wissenschaftler der Hochschule Magdeburg-Stendal. Gemeinsam haben sie im Rahmen des Projektes untersucht, wie Maßnahmen umgesetzt werden können, die sowohl Ziele des Hochwasserschutzes als auch des Gewässerschutzes vereinen.
Die von 2007 bis 2014 errichteten Flutmulden und Vorlandabgrabungen an der Aller bei Celle sind so eine Maßnahme. Diese haben das Ziel, den Wasserstand bei Hochwasser in Celle zu reduzieren, indem der Abfluss bei Hochwasser auch durch die Flutmulden strömt und somit das Hauptgerinne entlastet wird. Nun hat sich gezeigt, dass die Flutmulden auch hinsichtlich Gewässerschutz sinnvoll sind. Der ökologische Zustand der Aller wird im untersuchten Bereich bei Celle für die Fische als gut eingestuft. Es wurden 13 Fischarten gefunden, darunter auch besonders geschützte Arten wie Rapfen, Bitterling und Steinbeißer. Die Flutmulden bildeten neben dem Hochwasserschutz einen natürlichen Lebensraum für die Fische, der vergleichbar mit dem natürlicher Altarme ist. Sie können auch als Kinderstube vieler Fischarten bezeichnet werden, da hier aufgrund des hohen Nahrungsangebotes und der vielen Versteckmöglichkeiten in den Wasserpflanzen tausende Jungfische gefunden wurden. Erfreulich war vor allem die hohe Anzahl ein- bis zweijähriger Hechte.
Sobald die Jungfische größer werden, wandern die meisten in den Hauptstrom. Viele kommen dann nach einigen Jahren selbst zum Laichen wieder in die Flutmulden zurück. Die Flutmulden haben also gezeigt, dass Hochwasserschutz und Gewässerschutz durchaus miteinander vereinbar sind. Es ist wünschenswert, weitere Maßnahmen dieser Art umzusetzen.
Autor: Nadine Müller, TU Dresden
In_StröHmunG ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).