News

07.10.2016

CYAQUATA präsentiert Ergebnisse auf der Jahrestagung der DGL und SIL

Vom 26. bis 30. September 2016 trafen sich Gewässerökologen an der Universität für Bodenkultur in Wien zur 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Limnologie (DGL) und der SIL Austria. Die Jahrestagung fand seit 1998 erstmalig wieder in Österreich statt. Neben Themen wie Fließgewässerökologie, aquatischen Nahrungsnetzen und Auenlandschaften, standen auch Talsperren und Cyanobakterien im Fokus der Wissenschaftler: Aus dem ReWaM-Projekt CYAQUATA waren Vertrer verschiedener Institutionen vor Ort und präsentierten auf Postern ihre Ergebnisse.

Eines der Poster zeigte innovative Methoden im Gewässermonitoring, die gemeinschaftlich am Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, der TU Dresden am Institut für Genetik sowie dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft entwickelt wurden. Mittels Durchflusszytometrie können Phytoplankter wie z.B. coccale oder filamentöse Cyanobakterien anhand ihrer Zellgröße und Photopigmente in einer Probe als Partikel differenziert werden. Eine Weiterentwicklung der Tauchsonde FluoroProbe (bbe Moldaenke GmbH) zur quantitativen Unterscheidung von Diatomeen, Grünalgen, Cryptophyta sowie Cyanobakterien, wird im Projekt erprobt und ermöglichte eine Verbesserung der Detektion von Cyanobakterien.

Das zweite Poster beschäftigte sich mit dem Monitoring von Cyanotoxinen in den Talsperren Quitzdorf und Gottleuba in Sachsen. Ziel der Wissenschaftler des Instituts für Wasserchemie der TU Dresden und des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie ist es, das Auftreten von Cyanobakterien und deren Toxine besser zu verstehen und Möglichkeiten für ein Frühwarnsystem zu erarbeiten. Dazu kombinieren die Wissenschaftler verschiedene Methoden zur Detektion von Cyanobakterien und -toxinen miteinander. Dies ermöglicht den Vergleich von Möglichkeiten und Grenzen einzelner Verfahren. Aus den vergleichenden Ergebnissen sollen dann im Projektverlauf Analysestrategien für die frühzeitige Erkennung von Massenentwicklungen toxinbildender Cyanobakterien abgeleitet werden.

CYAQUATA ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

Show details
04.10.2016

RedeFluss

Fünf Fragen an: Dr. Ricarda Börner, Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg

In der Serie „RedeFluss“ veröffentlicht ReWaMnet Kurzinterviews mit Beteiligten der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM und fragt nach Motivation und Erwartungen. Zu Wort kommen Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer, die in ReWaM eng zusammenarbeiten.

In der siebten Ausgabe von RedeFluss sprach ReWaMnet mit Dr. Ricarda Börner vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM). Börner promovierte an der Universität Rostock im Fachbereich Biologie und war danach bei der Staatlichen Umweltinspektion in der Umweltüberwachung und der Wasserwirtschaftsdirektion Küste im Bereich Fließgewässerforschung tätig. Seit 25 Jahren ist sie als Dezernentin in der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern (MV) unter anderem für die Gewässerüberwachung in Menge und Güte und die Bewirtschaftungsplanung der Fließgewässer im Amtsbereich des StALU MM sowie die Vorbereitung und fachliche Begleitung der Umsetzung umfangreicher Renaturierungsmaßnahmen zuständig.

Ricarda Börner, Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg

Dr. Ricarda Börner engagiert sich am StALU MM in den ReWaM-Projekten KOGGE und PhosWaM.

Als Dünger knapp, in Fließgewässern und der Ostsee im Überschuss vorhanden: Trotz intensiver Bemühungen, zum Beispiel bei der Optimierung von Kläranlagen, gelangt weiterhin zu viel Phosphor in die Umwelt. Was sind Ihrer Meinung nach die vielversprechendsten Stellschrauben für einen nachhaltigeren Umgang mit dem Nährstoff?

Die hauptsächlichen Quelle für Phosphor in MV sind Punktquellen, das Grundwasser und die Erosion. Dies sind natürlich auch die Stellschrauben an denen gedreht werden muss. Während bei den großen Kläranlagen Milliardeninvestitionen für eine deutlich Senkung der Belastungen geführt haben, trifft dies auf die Mehrzahl der kleinen Kläranlagen nicht zu. Hier wäre eine Anpassung der kommunalen Abwasserverwaltungsvorschrift an den Stand der Technik und die neuen Anforderungen des Gewässerschutzes hilfreich. Fortschritte in der Wiedergewinnung und Vermarktung von Phosphor aus dem Abwasser könnten kostensenkend bei der Aus- und Nachrüstung von kleinen Kläranlagen mit einer Phosphorelimination wirken. Die flächendeckende Einrichtung von Schutzkorridoren vor Direkteinträgen würde nicht nur die Folgen der Erosion mildern sondern auch die Bemühungen um naturnahe Gewässer mit einem hohen Selbstreinigungsvermögen befördern.

Mit KOGGE und PhosWaM engagieren Sie sich in zwei ReWaM-Projekten mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen. Was motiviert Sie und das StALU MM sich an ReWaM zu beteiligen?

Die beiden Projekte sind gar nicht so unterschiedlich. Beide beschäftigen sich mit der Verringerung von Belastung an und in Gewässern, KOGGE in der Hansestadt Rostock und PhosWaM im Warnow Einzugsgebiet mit direktem Bezug zur Trinkwasserversorgung der Stadt. Beide sind außerdem verbunden durch die Unterwarnow, ein zentrales Gewässer im Amtsbereich des StALU MM. Die Ergebnisse beider Projekte sollen bei der Umsetzung der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) helfen und dabei können wir jede Hilfe brauchen.

Als Praktiker ist es nicht ganz fair, die Wissenschaft erst “laufen zu lassen“ und dann festzustellen, so ganz passt es nicht. Da ist es schon besser, gleich Einfluss zu nehmen. Was wir bei PhosWaM sogar mit einem eigenen Teilprojekt versuchen.

Das StALU MM ist die zuständige Wasserbehörde für die Unterwarnow, in die nahezu alle im Projekt KOGGE untersuchten Fließgewässer münden. Weiterhin ist das StALU MM für die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie bei den berichtspflichtigen Fließgewässern im Amtsbereich zuständig. Welche konkreten Maßnahmen sind auf Basis der Ergebnisse aus PhosWaM und KOGGE geplant?

Ich erhoffe mir für die 3. Bewirtschaftungsplanung 2021 ganz konkrete Hinweise auf Belastungsquellen und daraus abgeleitet möglichst effektive Maßnahmen zur Minderung der Einträge in die untersuchten Wasserkörper insbesondere die stark eutrophierte Unterwarnow sowie übertragbare Lösungen für andere Gewässer. Die Ergebnisse der Projekte werden direkt in die neue Maßnahmen­planung nach WRRL einfließen. Jedenfalls haben wir dies vor und werden in den Projekten auch auf entsprechen­de Ergebnisse dringen.

Welche Anforderungen stellt das StALU MM als untere Landebehörde an die Wissenschaft? Was muss geschehen, damit Erkenntnisse und Lösungen aus der Forschung noch besser in die Praxis übertragen und dort auch angewandt werden können?

Mit einem eigenen Teilprojekt zur Praxisübertragung der Ergebnisse von PhosWaM und als assoziierter Partner bei Kogge haben wir es eigentlich selbst in der Hand, für zweckdienliche Ergebnisse und deren entsprechende Übertragung zu sorgen. Ich hoffe das funktioniert auch.

Allgemein sollte in der Forschung im Umweltbereich mehr auf die Bedürfnisse der Praxis geachtet und auf den vorhandene Sach- und Fachverstand zurückgegriffen werden. Gewässer sind Individuen deren Eigenschaften und Eigenheiten man kennen muss, um Daten richtig zu interpretieren. Insbesondere gilt dies für die Auswahl von Messnetzen und Messprogrammen oder die Ableitung von Maßnahmen. Daher sollten eigentlich immer Praxispartner von Beginn an beteiligt sein.

Wie wäre das Thema „regionales Wasserressourcen-Management“ ohne die BMBF-Fördermaßnahme ReWaM in Ihrer täglichen Arbeit präsent? Was müsste nach ReWaM kommen, um die Ergebnisse zu verstetigen?

Da in meinem Dezernat die Grundlagendaten für das Management der Ressource Wasser zumindest für den Amtsbereich des StALU MM ermittelt werden, sind wir fachliche an allen relevanten wasserwirtschaftlichen Vorhaben beteiligt. Wir liefern die Daten für die Planungen von Entnahmen und Einleitungen bis hin zum „Neubau“ von Gewässern. Hinzu kommt die fachliche Bewertung und Begleitung von wasserwirtschaftlichen Projekten. Auch die Umsetzung der WRRL ist unser tägliches Brot. Da sind wir für die Unterstützung durch die Projekte sehr dankbar.

Was nach ReWaM kommt hängt sicher von den Ergebnissen der Projekte ab. Können mit den gewählten Forschungsstrategien und den vorhanden Ressourcen, die ja beschränkt sind, nicht alle Fragestellungen beantwortet werden, müssen neue Projekt anschließen. Gleiches gilt wenn neue wissenschaftliche Fragestellungen auftauchen, was eigentlich sehr wahrscheinlich ist.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte ReWaMnet.

 

KOGGE und PhosWaM sind zwei von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

Show details
28.09.2016

NiddaLife – biological diversity of watercourses

Am 22. September luden Biologen der Goethe-Universität Frankfurt gemeinsam mit dem Angelsportverein Bad Vilbel dazu ein im Nidda-Einzugsgebiet die Vielfalt wasserlebender Organismen in ihrem natürlichen Lebensraum zu entdecken. Im Mündungsbereich des Erlenbach in Bad Vilbel hatten Passanten, Schüler und Interessierte die Gelegenheit hinter die Kulissen des ReWaM-Projekts NiddaMan zu blicken und viele Methoden der Forscher selbst einmal auszuprobieren. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Regierungspräsidium Darmstadt, das mit zwei Messfahrzeugen technische Möglichkeiten zur Bestimmung der Gewässerqualität demonstrierte. Darüber hinaus stellten Wissenschaftler des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) eine Plattform vor, auf der Bürger naturkundliche Beobachtungen an und rund um die Nidda eintragen können. Die Aktion NiddaLife war eine von 549 Aktionen, die im Rahmen des 4. Hessischen Tags der Nachhaltigkeit über das gesamte Bundesland verteilt stattfanden.

Patient Nidda

ReWaM - Hessischer Tag der Nachhaltigkeit - blaues Klassenzimmer„Sie sieht heute völlig anders aus, als zur Zeit unserer Urgroßeltern“, erklärt Prof. Jörg Oehlmann den neugierigen Zuhörern. Um Oehlmann, den Leiter des ReWaM-Projekts NiddaMan, haben sich ca. 20 angehende Assistenten für Umweltschutztechnik der Berufs- und Technikerschule Butzbach sowie etwa 25 Schüler der Klasse 9a des Georg-Büchner-Gymnasiums aus Bad Vilbel versammelt. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften erkunden die Jugendlichen im Laufe des Vormittages die fünf Stationen, die Oehlmann gemeinsam mit seinem Team rund um die Schutzhütte am Niddaradweg am Erlenbach in Bad Vilbel vorbereitet haben. Zuvor erläuterte Oehlmann, der an der Goethe-Universität in Frankfurt die Abteilung Aquatische Toxikologie leitet, den Teilnehmern jedoch Hintergrund und Ziele von NiddaMan. Der Mensch nutze Fließgewässer wie die Nidda in vielfältiger Weise, so Oehlmann. „Die unterschiedlichen Nutzungsansprüche haben an der Nidda tiefe Wunden hinterlassen“, erklärt der Wissenschaftler seinen Zuhörern weiter. In den vergangenen Jahren hätten Politik und Gesellschaft bereits viel unternommen, um den Fluss wieder in seinen natürlichen Zustand zurückzuführen. Jedoch führe nicht jede Maßnahme automatisch zu einer Verbesserung. Eines der Ziele des Projekts sei es daher, zu untersuchen, welche Faktoren beispielsweise die Wiederansiedlung seltener Organismen begünstigen. Die langfristige Vision der Wissenschaftler sei es, die Nidda wieder in einen sehr guten ökologischen und chemischen Zustand zurückführen, schließt Oehlmann seine kurze Einführung.

Blaues Klassenzimmer

Das Motto des diesjährigen Nachhaltigkeitstags lautete „Beobachten – Erleben – Schützen: Hessen aktiv für biologische Vielfalt“. Diesen Gedanken griffen die fünf Stationen der Aktion NiddaLife auf: Bei Kristina Lust, sie fertigt derzeit ihre Masterarbeit in der Arbeitgruppe von Oehlman an, erfuhren Schüler und Passanten wie Wasserproben entnommen und im Anschluss Parameter wie der pH-Wert, die Leitfähigkeit oder der Sauerstoffgehalt ermittelt werden können und was diese über ein Gewässer aussagen. An der nächsten Station stehen bei Matthias Oetken, Wissenschaftler in der Abteilung für Aquatische Toxikologie, die am Gewässerboden lebenden Organismen im Mittelpunkt. Mit Hilfe von Binokularen haben die Teilnehmer die Gelegenheit, eigenhändig gefangene Kleinstlebewesen wie beispielsweise Libellenlarven, Flohkrebse oder Egel unter die Lupe zu nehmen. Daneben präsentieren die Wissenschaftler des ISOE unter einem Pavillon eine von ihnen entwickelte interaktive Wissenslandkarte. NiddaLand ist eine Plattform, auf der Bürger Beobachtungen und wissenswerte Informationen über die Nidda eintragen können. Das können Tierbeobachtungen sein, aber auch wo sich ein Halt mit besonders guter Aussicht lohnt.

Aus der Forschung in die Praxis

Eine Besonderheit von NiddaMan ist die Zusammenarbeit von Wissenschaft, wasserwirtschaftlicher Praxis und lokalen Akteuren. Der Angelsportverein Bad Vilbel (ASV) engagiert sich seit Jahren für Natur- und Umweltschutz an der Nidda und unterstützt die Forscher des Projekts NiddaMan mit umfangreichen Kenntnissen über das Gewässer. Marco Weller, zweiter Vorsitzender des ASV, demonstrierte am Aktionstag das Fliegenfischen, eine besonders schonende Variante des Angelns. Darüber hinaus berichtete er über die Fischarten, die in der Nidda heimisch sind oder es einst waren. Hier hatte er auch eine Erfolgsgeschichte zu vermelden: Beobachtungen in jüngster Zeit gäben Anlass zur Hoffnung, dass die Meerforelle in die Nidda zurückkehr sei, erklärt Weller. An der letzten Station demonstrierte Harald Lütkenhaus-Kopp und sein Kollege Klaus Sommer vom Regierungspräsidium Darmstadt Messgeräte zur Ermittlung hydrologischer Kenngrößen. Im Gepäck der zwei Laborbusse hatten die beiden unter anderem eine Propellerschraube, die zur Messung des Abflusses eingesetzt wird. Ein Highlight war außerdem ein Messkatamaran, mit dem entlang eines Gewässers der Abfluss und Strömungsgeschwindigkeit vermessen werden kann.

Die Schüler der Berufs- und Technikerschule Butzbach und des Georg-Büchner-Gymnasiums zeigten reges Interesse im „blauen Klassenzimmer“. Im Laufe des Tages nutzen zahlreiche Gassigeher, Spaziergänger und Radfahrer das Angebot des NiddaMan-Teams.

Weiterführende Informationen zum Projekt:
NiddaMan ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

Show details
26.09.2016

From natural flow to waterway

Am 25. September 2016 fand der diesjährige internationale Tag der Fließgewässer statt.

Egal ob plätschernder Bach, mäandrierender Fluss oder reißender Strom – Fließgewässer sind Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten und erfüllen viele wichtige Funktionen zum Wohle der Gesellschaft. Über die Jahrhunderte hat der Mensch die Flüsse und ihre Auen zum Teil stark verändert und entsprechend seiner Bedürfnisse angepasst. Die intensive menschliche Nutzung hat vielerorts zu einer drastischen Verschlechterung der Flüsse geführt. In der Folge erreichen derzeit nur etwa zehn Prozent der berichtspflichtigen Wasserkörper in Deutschland einen „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Mehr als die Hälfte der Flüsse und Bäche gelten als erheblich verändert oder sogar künstlich. Die häufigsten Ursachen, dass ein „guter ökologischer Zustand“ nicht erreicht wird, sind Verbauung, Begradigung und fehlende Durchgängigkeit sowie eine zu hohe Nährstoffbelastung.

Flüsse im Stresstest

World Rivers Day

Um die Aufmerksamkeit auf den Erhalt bzw. die Wiedergewinnung naturnaher Fließgewässer zu lenken, fand am vergangenen Sonntag der diesjährige internationale Tag der Flüsse statt. Der Gedenktag wurde 1980 in British Columbia ,Kanada, von dem Flussschützer und Aktivisten Mark Angelo ins Leben gerufen. Im Rahmen der UN-Dekade “Water-for-Life” im Jahr 2005 erhielt die Idee weitere Unterstützung durch die Vereinten Nationen. Seitdem wird der “World’s River Day” weltweit, stets am letzten Sonntag im September begangen. Schwerpunkt des internationalen Tags der Gewässer sind Wasserstraßen, die durch Schifffahrt, Durchflussregulierung und wasserbauliche Maßnahmen in besonderem Maße durch den Menschen beansprucht werden.

Alles im Fluss

Bislang erfolgt das das Management von Fließgewässern hierzulande überwiegend auf lokaler Ebene – das gilt auch für Grundwasser und Seen. Regionale Konzepte und deren Umsetzung sind vielerorts noch die Ausnahme. Um die Ziele der WRRL zu erreichen, benötigt die wasserwirtschaftliche Praxis daher passfähige und anwendungsorientierte Wissens-, Informations- und Entscheidungsgrundlagen, die alle regionalen Akteure sowie die Öffentlichkeit einbeziehen. Daran arbeiten in der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM seit dem Frühjahr 2015 in 15 Verbundprojekten Akteure aus der Wissenschaft sowie der wasserwirtschaftlichen Praxis. Ziel von ReWaM ist es, Wege aufzuzeigen, wie sich verschiedene Nutzungsformen von Gewässern mit ihrem Schutz in Einklang bringen lassen, um die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Gewässerökosysteme dauerhaft zu erhalten. Die Implementierung der Ergebnisse erfolgt in 40 Modellregionen, verteilt auf 13 Bundesländer – darunter zahlreiche Fließgewässer wie beispielsweise Elbe, Rhein, Donau und Spree.

Show details
21.09.2016

ReWaM Cross-Cutting-Issue “Ecosystem Services in Water Management”

Erstes Arbeitstreffen des ReWaM-Querschnittsthemas „Ökosystemleistungen im Gewässermanagement“

Am 05. September 2016 diskutierten in den Räumen des Deutschen Klima-Konsortiums in Berlin 29 Experten aus Wissenschaft, wasserwirtschaftlicher Praxis und Verwaltung über die Bewertung von Funktionen aquatischer Ökosysteme. Vertreter von neun der insgesamt 15 ReWaM-Projekte trafen sich im Rahmen des ersten Arbeitstreffens des ReWaM-Querschnittsthemas „Ökosystemleistungen im Gewässermanagement“ mit dem Ziel, gemeinsame Interessen zu identifizieren und Kooperationsmöglichkeiten zwischen den einzelnen ReWaM-Verbundprojekten auszuloten.

ReWaM QT3_Berlin_Gruppenbild oben

Teilnehmer des ersten Arbeitstreffens des ReWaM-Querschnittsthemas “Ökosystemleistungen im Gewässermanagement”

Der Wert der Gewässer und ihrer angrenzenden Lebensräume

Hochwasserschutz, Schadstofffilter, Grundwasserneubildung – Die Teilnehmer des Arbeitstreffens waren sich einig: Gewässer und ihre angrenzenden Lebensräume erfüllen viele wichtige Funktionen, die zum Wohl der Gesellschaft beitragen. Von dem bestehenden Forschungsbedarf ist auch PD Dr. Martin Pusch vom IGB überzeugt, der in seiner Rolle als Sprecher des Querschnittsthemas die Anwesenden zum Beginn des Treffens begrüßte und in das Thema einführte. Im Anschluss erläuterten Dr. Alexandra Denhardt von der TU Berlin und Mathias Scholz vom UFZ in Impulsvorträgen die Notwendigkeit, Herausforderungen, Chancen sowie den Hintergrund des Konzepts. Ökosystemleistungen (ÖSL) sind ein Ansatz, um die direkten und indirekten Funktionen eines Ökosystems, die von der Gesellschaft genutzt werden, zu bewerten und damit eine objektive Planungs- und Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Maßnahmen an vielfach genutzten Gewässern zu schaffen.

 

Naturkapital messbar machen

Bevor es zum gemeinsamen Mittagessen ging, stellte Pusch zusammen mit Simone Beichler – ebenfalls vom IGB – die Ergebnisse einer Umfrage, die im Vorfeld des Arbeitstreffens stattfand, vor. Befragt wurden die 15 ReWaM-Verbundprojekte, um zu erfahren, ob und in welcher Form ÖSL von Gewässern im Projekt eine Rolle spielen. Darüber hinaus erfasste die Abfrage unter anderem, in wie fern die geplanten Ergebnisse der Projekte mit dem Konzept der Ökosystemleistungen verknüpft werden sollen und mit welcher Definition gearbeitet wird. Die Umfrage zeigte, dass das Prinzip der ÖSL in mehr als der Hälfte der Projekte verankert ist und diese bei der Datenerhebung berücksichtigt werden. Ein Defizit wurde jedoch darin gesehen, dass die in den Projekten erhobenen Daten oft nur im Projektkontext gültig sind, sodass eine Übertragbarkeit und Nutzung zur Quantifizierung Ökosystemleistungen nicht immer oder nur eingeschränkt möglich ist. Nach einem Imbiss diskutierten die Teilnehmer die Ergebnisse der Umfrage und bildeten drei Kleingruppen, in denen die Gespräche vertieft wurden: Eine Gruppe beschäftigte sich mit der praktischen Relevanz der ÖSL in Hinblick auf den gesetzlichen Rahmen sowie dem Praxistransfer. Die zweite Gruppe beschäftigte sich mit der Klassifikation von Ökosystemleistungen sowie Methoden zur Quantifizierung. In der dritten Kleingruppe besprachen die Teilnehmer die Übertragbarkeit des ÖSL-Konzepts.

Der Bedarf sich auszutauschen war groß, daher beschlossen die Teilnehmer die Arbeit fortzuführen. Das nächste Arbeitstreffen wird voraussichtlich am Tag vor der ReWaM-Statuskonferenz am 24. Januar 2017 in Dresden stattfinden.

In der Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 15 Verbundprojekte sowie ein begleitendes Vernetzungs- und Transfervorhaben. Für die Projekte in ReWaM sind eine interdisziplinäre Vorgehensweise sowie ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis charakteristisch. Um vorhandene Synergien zu nutzen und Potenziale auszuschöpfen, hat der ReWaM-Lenkungskreis unteranderem das Querschnittsthema „Ökosystemleistungen im Gewässermanagement“ definiert.

Vertreter und Vertreterinnen folgender Organisationen nahmen am ersten Arbeitstreffen des Querschnittsthemas „Ökosystemleistungen im Gewässermanagement“ teil: Helmholtz Zentrum München, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt – Berlin, IGB – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, TU Berlin, Universität Hamburg, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Projektträger Jülich, biota Institut für ökologische Forschung und Planung, Universität zu Köln, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.V., Justus Liebig Universität Gießen, Universität Konstanz, Goethe-Universität Frankfurt amMain, Dr. Schumacher – Ingenieurbüro für Wasser und Umwelt, Leibniz-Universität Hannover, IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser, TU Dresden

Show details