Logbucheintrag Nr. 21
Der Nachweis von Grundwasserzutritten durch Organismen (Ostrakoden-Muschelkrebse) ist im Institut für Geosysteme und Bioindikation (TU-Braunschweig) im Gang. In Kooperation mit dem ISF (LUBW) wurden im Juni 2016, August 2016, November 2016 und im Februar 2017 an 30 Stellen aus den vier „Hotspots“ (Mehrerau, Birnau/Birnau-West, Mainau und Überlinger See) insgesamt 120 Oberflächensedimentproben mittels eines Sedimentgreifers entnommen.
Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass Ostrakoden-Arten, die auch in Quellen gefunden worden und evtl. ein Signal für Grundwasserzutritte sein können, an verschiedenen Stellen im Bodensee identifiziert wurden. Im beprobten Zeitraum dominiert bei Mehrerau Limnocytherina sanctipatricii (Brady & Robertson, 1869) mit einem Anteil von 50%. Darwinula stevensoni (Brady & Robertson, 1870), ein potenzieller Grundwasserindikator (GW-Indikator), wurde bei Mehrerau (Me_1_8 und Me_1_3) im Juni 2015 und im Juni 2016 gefunden, aber mit niedriger Abundanz (1,6% und 0,8 %). Pryonocypris zenkeri (Chyzer & Toth, 1858), eine Art, die häufig in mit Quellen verbundenen Gewässern und in der hyporheischen Zone gefunden wurde, zeigte sich bei Mehrerau (Me_1_3) im November 2015 mit einem Anteil von 2%.
Bei Birnau wurde Cytherissa lacustris (Sars, 1863) im März und Juni 2016 als häufigste Art mit einem Anteil von 26% und 24% gefunden. Die Abundanz des potenziellen GW-Indikators P. zenkeri wurde im November 2015 mit einem Anteil von 1% registriert, während D. stevensoni im März und Juni 2016 mit niedriger Abundanz (<1%) gefunden wurde. Herpetocypris reptans (Baird, 1865) wurde zusammen mit P. zenkeri in Quellen und in hyporheischen Zonen gefunden, deshalb wurde H. reptans in diesem Projekt als potenzieller GW-Indikator getestet. Im November 2015 wurde die höchste Abundanz von H. reptans (5%) bei Birnau beobachtet.
Bei Birnau-West war L. sanctipatricii im Juni 2015 die häufigste Art (35%), Das Vorkommen von P. zenkeri und H. reptans wurde während aller Probennahmekampagnen beobachtet. P. zenkeri wurde im Juni 2016 in der Messstelle B_W1_5_0 mit 15% Abundanz gefunden, dies war ihre höchste Abundanz im Beprobungszeitraum und von allen anderen Probenahmestellen.
Bei Mainau war die Artenzahl im Vergleich mit allen anderen Bereichen niedriger. GW-Indikatoren wurden dort bisher nicht gefunden. Im Juni 2015 wurde L. mirabilis mit 33% Abundanz im westlichen Überlinger-See als häufigste Art identifiziert, während das Vorkommen von Limnocythere inopinata (Baird, 1943) ab März 2016 zunahm. Potenzielle GW-Indikatoren (P. zenkeri, D. stevensoni und H. reptans) wurden in niedriger Abundanz (<1 %) gefunden.
Das Vorkommen von Cavernocypris subterranea, eine „echte“ Grundwasserbewohnerin, wurde nur bei Birnau-West im Juni 2016 identifiziert. Insgesamt sind die häufigsten Arten bei Birnau, Birnau-West, Mainau und im Überlinger See Kosmopoliten mit breiter ökologischer Toleranz (Abb. 1). Bei Mehrerau stellen Oligotrophie-Indikatoren die häufigsten Arten. Sie belegen gute Wasserqualität (Abb. 2).
Autorin: Sandra Böddeker, TU Braunschweig
Wissenschaftler des Projekts SEEZEICHEN veröffentlichen regelmäßig Logbucheinträge, die beispielsweise im Rahmen von Probenahmen mit dem Forschungsschiff Kormoran entstehen. SEEZEICHEN ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM.