Ein Ruderboot gleitet an einem kühlen Montagmorgen über den Speicher Radeburg II in Sachsen. An Bord sind auch Wissenschaftler des ReWaM-Verbundprojekts CYAQUATA. „Wir beproben in diesem Jahr fünf sächsische Talsperren, um das Auftreten von Cyanobakterien zu verfolgen“, erklärt Dr. Kristin Zoschke, die Koordinatorin des Projekts. In der aufwändigen Messkampagne, die im März begann und bis in den Spätsommer andauern wird, werden die sächsischen Talsperren Saidenbach, Gottleuba, Quitzdorf, Neunzehnhain II sowie der Speicher Radeburg untersucht. „Neben den Cyanobakterien und dem (intra- und extrazellulären) Toxingehalt interessieren wir uns auch für die charakteristischen Gewässerparameter, wie die Tiefenprofile von Sauerstoffgehalt, pH-Wert und Temperatur, sowie die Konzentration wichtiger Nährstoffe für das Cyanobakterienwachstum“, sagt Zoschke.
Einige Parameter bestimmen die Forscher direkt vor Ort, andere sind erst im Labor ermittelbar. Ein wichtiger Bestandteil der Probenahme ist die Fluoroprobemessung: Die Fluoroprobe der Firma bbd moldaenke ermöglicht es den Wissenschaftlern Aussagen zur Chlorophylkonzentration im Gewässer zu treffen. Eine Stärke der Methode sei, dass sie es erlaube zwischen verschiedenen Phytoplanktongruppen zu unterscheiden, so Zoschke. Der Gehalt an Grünalgen, Cyanobakterien, Diatomeen und Cyptophyceen würde auf diese Weise sichtbar. „So können wir ein Tiefenprofil mit Chlorophyllkonzentration für diese Klassen erhalten und auch den Jahresgang der Phytoplanktonentwicklung nachverfolgen“, erläutert Zoschke das Ziel der Fluoroprobemessungen. Ein weiterer wichtiger Indikator ist die Sichttiefe. Zur Ermittlung der Sichttiefe nutzen die Forscher eine sogenannte Secchi-Scheibe – eine kreisförmige Blechscheibe mit abwechselnd schwarz und weiß lackierten Sektoren. „Die Secchi-Scheibe wird ins Wasser gelassen und die Tiefe bestimmt, bis zu der man die Scheibe noch erkennt“, erklärt die Projektkoordinatorin die Handhabung des Messgeräts. Die Sichttiefe gibt den Forschern Hinweise auf die euphototische Zone, also dem Bereich im Gewässer, bis zu dem Photosynthese möglich ist.
Ziel des Projekts CYAQUATA ist es, eine nachhaltige Bewirtschaftungsstrategie für Talsperren zu entwickeln, die auch die sich ändernden Umweltbedingungen berücksichtigt. Hintergrund des Projektes ist die seit einigen Jahren beobachtete Zunahme von Cyanobakterien in verschiedenen Talsperren. Cyanobakterien können Giftstoffe (Cyanotoxine) bilden, wodurch die Nutzung der betroffenen Talsperren für die Wasserversorgung, Erholung oder Fischerei erheblich beeinträchtigt ist.
CYAQUATA ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasser-Ressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“ im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).