HyMoBioStrategie: Probenahme mit dem Forschungsschiff Kormoran

75 Tonnen Stahl schieben sich, angetrieben von zwei leistungsstarken Dieselmotoren, mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde über den Bodensee. Das Forschungsschiff Kormoran ist das schwimmende Labor des ReWaM-Verbundprojekts HyMoBioStrategie und fährt im Dienste des Instituts für Seenforschung (ISF). Zwischen dem 25. und 29. Januar war das Forschungsschiff unterwegs um Sedimentkerne vom Grund des Bodensees zu entnehmen. Die Sedimente geben den Wissenschaftlern in HyMoBioStrategie wichtige Hinweise zur geologischen Ausgangssituation zu Beginn des Projekts.

„MultiCorer“, Kerndurchmesser (100mm) und drei Rohre

„MultiCorer“ für die Entnahme von Sedimentproben (Kerndurchmesser 100mm)

Sedimentproben im Flachwasser können auf unterschiedliche Weise entnommen werden. In der Arbeitsgruppe von Dr. Martin Wessels vom Institut für Seenforschung der LUBW in Langenargen sind sowohl ein sogenanntes „Fall-Lot“ sowie ein „MultiCorer“ im Einsatz. Die Funktionsweise beider Systeme ist im Prinzip gleich: Mit Hilfe eines Drahtseiles und einer Winde werden Senk-Lot oder MultiCorer zum Seeboden abgelassen. Durch das Eigengewicht dringt das Gerät in den Untergrund ein. Je nach Konsistenz des Sediments beträgt die Tiefe zwischen 30 bis 80 cm. Sobald das Tragseil entlastet wird, schließt sich ein Deckel. Dieser hindert das Sediment daran, herauszugleiten. Zurück an der Oberfläche wird die Probenahmevorrichtung gereinigt und in das Labor des Instituts gebracht. Abhängig von der Fragestellung wird die Sedimentprobe dann aufwändig untersucht.

 

Vielseitiger Alleskönner

Forschungsschiff Kormoran

LUBW ISF-Forschungsschiff “Kormoran“ auf dem Bodensee

Zum Einsatz kam die Kormoran in der Vergangenheit bereits bei vielen Forschungsprojekten: Beispielsweise vermaß es in dem grenzüberschreitenden EU-Projekt Tiefenschärfe von März bis August 2013 flächendeckend den Untergrund des Bodensees und lieferte ein detailgenaues 3D-Modell des Seebeckens. Neben HyMoBioStrategie ist die Kormoran auch im ReWaM-Verbundprojekt SEEZEICHEN im Einsatz. Das Forschungsschiff ist für unterschiedliche Aufgaben ausgerüstet und besitzt neben GPS-Satelliten-Navigation moderne Echolot-Technik, hydrographische Mehrzweckwinden, Multifunktionsmesssonden, Unterwasserkameras, Tiefenwasserschöpfer sowie Geräte zur Entnahme von Sedimentproben am Seeboden. Seit 2004 befährt die Kormoran den Bodensee. Das Forschungsschiff ist eine Sonderanfertigung und wurde auf der Bodan-Werft in Kressbronn gebaut. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 2,4 Millionen Euro. Das Schiff kann auch bei hohen Windstärken und starkem Seegang eingesetzt werden. Neben Forschungsaufträgen ist es damit auch zur Unterstützung bei Havarien geeignet. Der Liegeplatz des Spezialschiffs befindet sich in Langenargen.

HyMoBioStrategie ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasser-Ressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“ im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3). Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Weiterführende Informationen:

 

Fotos: Martin Wessels, Institut für Seenforschung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg