In der Serie „RedeFluss“ veröffentlicht ReWaMnet Kurzinterviews mit Beteiligten der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM und fragt nach Motivation und Erwartungen. Zu Wort kommen Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer, die in ReWaM eng zusammenarbeiten.
Den Anfang der Fragerunde macht Dr. Fritz Kohmann, der Vorsitzende des ReWaM-Lenkungskreises. Vor seiner Berufung zum Lenkungskreisvorsitzenden leitete Kohmann die Abteilung Ökologie der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und vertrat die BfG in nationalen Gremien des Bundes- und der Länder sowie in internationalen Kommissionen.
ReWaMnet: Was tun Sie persönlich für den Gewässerschutz?
Kohmann: Beim Einkauf berücksichtigt meine Familie Waren die ressourcenschonend hergestellt und transportiert wurden. Im Umgang mit Wasser (Regen-, Trink- oder Brauchwasser) bemühen wir uns um Wiederverwendung und Versickerung auf dem eigenen Grundstück.
ReWaMnet: Was begeistert Sie an der Fördermaßnahme ReWaM, dass Sie sich entschlossen haben, sich als Lenkungskreisvorsitzender zu engagieren?
Kohmann: Der Gedanke, verschiedene Nutzungsformen von Gewässern mit ihrem Schutz auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und damit neben einer hohen biologischen Vielfalt mit entsprechenden Lebensräumen auch eine hohe Vielfalt von Nutzungen zu ermöglichen, ist sehr reizvoll. In meiner Rolle als Lenkungskreisvorsitzender habe ich die Möglichkeit diesen Ansatz mitzugestalten und in der wasserwirtschaftlichen Praxis zu verankern.
ReWaMnet: Welches Potenzial besitzt ReWaM und welche Impulse können von der Fördermaßnahme für die wasserwirtschaftliche Praxis ausgehen?
Kohmann: Um ein schonendes Management für Wasserressourcen dauerhaft zu etablieren, werden neben besserem Wissen über Prozesse im Naturhaushalt vor allem Planungsinstrumente für regionale Entscheidungsfindung benötigt. Von den ReWaM Projekten erwarte ich neben einer Verbesserung des skalenübergreifenden Verständnisses für Prozesse eine Übertragung des Expertenwissens in Planungsmethoden und -instrumente, die das aktuelle Wissen für die regionale wasserwirtschaftliche Praxis verfügbar machen.
ReWaMnet: Was sind aus Ihrer Sicht die drängendsten Herausforderungen für See, Fluss, Grundwasser und Co. in den kommenden Jahren?
Kohmann: Ein Teil der Herausforderungen ergeben sich aus geänderten klimatischen Bedingungen: Wann fällt im Laufe des Jahres wieviel Wasser in Form von Regen oder Schnee an? Wie kann dies in ein vorausschauendes Management für Hoch- und Niedrigwasser eingebunden werden? Wie kann ausreichend Wasser für den Naturhaushalt, als Trinkwasser oder die landwirtschaftliche und industrielle Nutzung in adäquater Qualität verfügbar gemacht werden?
Eine andere große Herausforderung ergibt sich durch neue chemische Produkte, die in den Wasserkreislauf eingebracht werden.Jedes einzelne Produkt zerfällt beim Abbau in eine Vielfalt von Zwischenprodukten. Diese sind in ihrer Wirkung teilweise kritischer als das Ursprungsprodukt. Die Bedeutung von Plastikmikropartikeln, die von Organismen mit oder sogar als Nahrung aufgenommen werden und sich dann in unseren Lebensmitteln wiederfinden, gilt es ebenso zu verstehen wie die Wirkung von Nanopartikeln, die selbst feinste Filter passieren und im Organismus problemlos Zellgrenzen in erschreckender Leichtigkeit passieren. Um die damit verbundenen Risiken einschätzen oder ihnen begegnen zu können verlangt deutlich mehr Wissen.
ReWaMnet: Was müsste Ihrer Meinung nach konkret im Gewässermanagement geschehen, damit die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie auch in Deutschland erreicht werden?
Kohmann: Bis Ende 2015 müssen laut Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union (WRRL) alle europäischen und damit auch alle deutschen Gewässer einen „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand besitzen. In den vergangenen Jahren haben Behörden, Kommunen und die Länder deshalb viel Geld für Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität investiert. Trotz aller Anstrengungen verfehlen hierzulande jedoch 82 Prozent der Oberflächenwasserkörper das Umweltziel. Fluss ist nicht gleich Fluss – Um die Ziele der WRRL zu erreichen, müssen wir deshalb zunächst die jeweils naturraumspezifischen Anforderungen besser verstehen lernen. Das Wissen ist bereits teilweise vorhanden und lagert bei unterschiedlichen öffentlichen Einrichtungen und Universitäten. Wichtig ist es daher, dieses Wissen zusammenzuführen und inter- und transdisziplinär zu vernetzen.
Die BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).