Stakeholder im Forschungsprozess – für den naturnahen Umbau der Nidda

Mit dem Ziel, unterschiedliches Expertenwissen zu bündeln und den naturnahen Umbau der Nidda voranzutreiben, haben sich Mitte April 16 Vertreter aus Behörden, Kommunen, Landwirtschaft und Vereinen zum ersten Stakeholder-Workshop am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung getroffen. Der Einbezug unterschiedlicher Anspruchsgruppen als aktive Partner im Forschungsprozess steht im Zentrum von NiddaMan, einem Verbundprojekt zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Nidda. Dabei entwickeln WissenschaftlerInnen zusammen mit den BürgerInnen und PraxisakteurInnen der Region ein Informations- und Managementsystem.

Stakeholder-Workshop am ISOE

Vertreter aus Behörden, Kommunen, Landwirtschaft und Vereinen eint das Interesse an einer naturnahen Nidda / Foto: ISOE

In ihrem Oberlauf ist die Nidda noch in einem fast naturnahen Zustand. Das ist jedoch nicht überall entlang der etwa 100 Kilometer von der Quelle im Vogelsberg bis zur Mündung in den Main der Fall. Im Mittel- und im Unterlauf treten zunehmend Konflikte zwischen Ökologie und der gesellschaftlichen Nutzung des Flusses auf. Im Zuge umfassender Regulierungsmaßnahmen in den 1920er und 1960er Jahren wurde die Nidda von ihren Auen und Nebenarmen abgetrennt und fast durchgängig ein geradliniges Kanalbett ohne Böschungsbepflanzung mit mehreren Wehren geschaffen. Die Regulierung der Nidda hatte vor allem das Ziel, den Fluss hochwasserfrei auszubauen. Negative Auswirkungen auf das Ökosystem waren jedoch die Folge, wie z.B. der Verlust an Artenreichtum und eine schlechte Wasserqualität.

Gewässerschutz und Renaturierungsmaßnahmen zeigen inzwischen erste Erfolge: Bedrohte Tiere und Pflanzen kehren zurück, so sind z.B. die europäische Sumpfschildkröte, der Biber und der Eisvogel wieder an der Nidda anzutreffen. Dennoch erreicht die Nidda in weiten Teilen derzeit noch nicht den guten bis sehr guten ökologischen Zustand, den die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert. Das Projekt NiddaMan bindet das Wissen von Akteuren aus der wasserwirtschaftlichen Praxis in den Forschungsprozess ein und bringt Nutzer des Gewässers mit unterschiedlichen Interessen miteinander ins Gespräch.

Ein Fluss, viele gesellschaftliche Ansprüche: nachhaltige Strategien gemeinsam entwickeln

Stakeholder im Forschungsprozess am ISOE

Teilnehmer des ersten Stakeholder-Workshops im Rahmen von NiddaMan / Foto: ISOE

Für das erste Treffen des Stakeholder-Gremiums stand deshalb auf der Tagesordnung, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Ansprüche an das Gewässer zu verdeutlichen und Hemmnisse für eine naturnahe Umgestaltung zu identifizieren. Durch ihre aktive Teilnahme möchten die Mitglieder des Gremiums gemeinsam praxisnahe Maßnahmen entwickeln und langfristige Impulse für den Gewässerschutz setzen. Deutlich wurde bei dem Treffen der Wunsch, den von allen Beteiligten als essentiell empfunden Austausch auch nach Projektende dauerhaft zu etablieren. Für die nächsten Treffen ist geplant, mögliche Interessensgegensätze aufzulösen und geeignete Maßnahmen für die zukünftige Gestaltung des Wasserressourcen-Managements zu identifizieren.

Die gesammelten Erkenntnisse von NiddaMan sollen in ein Informations- und Managementsystem einfließen, das als Instrument für die wasserwirtschaftliche Praxis auch auf andere Regionen übertragbar sein sollte. Im Fokus stehen die Bereiche Gewässerüberwachung, effektive Planung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen, Bildung und Qualifizierung von Fachpersonal, die Überwindung bisheriger Hemmnisse für ein effizientes Management der Wasserressourcen sowie Wissenstransfer in angrenzende Forschungssektoren.

Autor: Carolin Völker, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

NiddaMan ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasser-Ressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“ im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3). Gefördert wird das Projekt unter der Leitung der Goethe-Universität vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).