Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland
Wachsende Städte, Landnutzungsänderungen, Stoffeinträge und die Auswirkungen des Klimawandels: In vielen Regionen besteht dringender Handlungsbedarf, um die Qualität, Verfügbarkeit und den langfristigen Schutz der Oberflächen- und Grundwasserressourcen sicherzustellen. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer unter Berücksichtigung der natürlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen ist deshalb in den kommenden Jahren eine der drängendsten Herausforderungen für Deutschland. Menschen benötigen Wasser zum Trinken, für ihre Hygiene, zur Bewässerung und in der Industrie. Darüber hinaus sind Flüsse, Bäche und Seen beliebte Naherholungsgebiete sowie Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Derzeit verfehlen jedoch 90 % der deutschen und über 50 % der europäischen Gewässer den guten Zustand im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).
Zur Bewältigung von Nutzungskonflikten in der Wasserbewirtschaftung bei gleichzeitig gesicherter ökologischer Leistungsfähigkeit der Gewässersysteme benötigt die wasserwirtschaftliche Praxis anwendungsorientierte Wissens-, Informations- und Entscheidungsgrundlagen. Dafür gibt es keine allgemeingültigen Patentrezepte: Der Erfolg hängt deshalb auch davon ab, ob passfähige Ansätze und Konzepte gefunden werden, die alle regionalen Akteure und die Öffentlichkeit hinter dem Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wasserressourcen vereinen können. Denn bisher erfolgt das Management von Grundwasser, Flüssen, Bächen und Seen hierzulande überwiegend auf lokaler Ebene. Um die Ziele der WRRL zu erfüllen und das Wasserressourcen-Management in Deutschland auch langfristig daran auszurichten, benötigen die Einrichtungen der Kommunen, der Länder und des Bundes neue Planungsinstrumente sowie regionale Entscheidungsprozesse. Diese müssen von der Wissenschaft in Zusammenarbeit mit der wasserwirtschaftlichen Praxis entwickelt und eingeführt werden.
Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) auf den Weg gebracht. Insgesamt fördert das BMBF 15 Verbundprojekte und ein begleitendes Vernetzungs- und Transfervorhaben. Der Förderzeitraum endet jeweils nach drei Jahren in 2018 bzw. 2019. ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).
Durch ReWaM wird das NaWaM-Themenfeld „Wasser und Umwelt“ mit praxisorientierter Forschung untersetzt. Alle ReWaM-Vorhaben sind transdisziplinär ausgerichtet. Um die Übertragung der Ergebnisse in die Praxis zu gewährleisten und die Forschung und Entwicklungsarbeiten an den Bedürfnissen der Anwender auszurichten, arbeiten in allen Verbundprojekten Akteure aus der Wissenschaft sowie der wasserwirtschaftlichen Praxis eng zusammen. Insgesamt fördert das BMBF 101 Teilprojekte (siehe Abb. 1). Diese werden zu etwa je einem Drittel von Institutionen aus der Wissenschaft, Wirtschaft sowie wasserwirtschaftlichen Praxis durchgeführt. Darüber hinaus sind weitere Organisationen als assoziierte Partner oder über Unteraufträge in die Fördermaßnahme eingebunden.
Alle ReWaM-Projekte adressieren die vielfältigen Herausforderungen des regionalen Wasserressourcen-Managements in Regionen mit Modellcharakter. Die Modellregionen und Untersuchungsstandorte sind über die gesamte Bundesrepublik verteilt. Insgesamt untersuchen die Verbundprojekte Fließgewässer, Seen, Talsperren und Grundwasserkörper in 13 Bundesländern. Damit ist eine Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse auf andere Regionen in Deutschland, aber auch in das europäische Ausland möglich.
Ziel von ReWaM ist es, Wege aufzuzeigen, wie sich verschiedene Nutzungsformen von Gewässern mit ihrem Schutz in Einklang bringen lassen, um die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Gewässerökosysteme dauerhaft zu erhalten. Dies betrifft sowohl ländliche, stadtnahe als auch urbane Regionen. Die Erkenntnisse sollen die Akteure der Wasserwirtschaft bei ihrer Arbeit unterstützen und ihnen Grundlagen für neue Methoden, innovative Instrumente und Entscheidungsgrundlagen liefern.