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18.01.2018

NiddaMan Abschlusstagung: Forschung für saubere Flüsse

NiddaMan lädt am Dienstag, den 20. März 2018, an den Campus Riedberg der Goethe-Universität in Frankfurt am Main zur Abschlusstagung des ReWaM-Projektverbundes. Die WissenschaftlerInnen präsentieren dort die Ergebnisse ihrer rund dreijährigen Forschungstätigkeit. Der Projektverbund erarbeitete ein nachhaltiges Wasserressourcen-Managements am Beispiel der Nidda, das auch auf andere Einzugsgebiete in Deutschland übertragbar ist. Ziele des Konsortiums waren unter anderem die Entwicklung neuer, praxistauglicher Verfahren zur Überwachung von Spurenstoffen, die Analyse von Belastungsfaktoren für die Biodiversität mit biologischen Testverfahren im Labor und im Freiland sowie die Weiterentwicklung technischer Maßnahmen und Anpassungsstrategie zur Verminderung von Stoffeinträgen in die Gewässer.

Wann: 20. März 2018, 10.00-17.15 Uhr
Wo: Hörsaal 3, Otto-Stern-Zentrum, Max-von Laue-Str./Ruth-Moufang-Straße 2, 60438 Frankfurt am Main

Die Veranstaltung ist öffentlich und richtet sich an PraktikerInnen, WissenschaftlerInnen, InteressenvertreterInnen, Studierende, EntscheidungsträgerInnen im Bereich Wasserforschung sowie BürgerInnen und Interessierte. Die Teilnahme ist kostenlos.

Um Anmeldung per e-mail mit Angabe der teilnehmenden Personen wird gebeten an: goldmann@bio.uni-frankfurt.de

Weitere Informationen:
Projekt-Homepage
Programm, Anreise, Übernachtung

Wissenschaftler, Praktiker und Experten aus elf Institutionen arbeiteten gemeinsam an Fragen zu den Themen: Ökosystem- und Fischgesundheit, Spurenstoffe in Fließgewässern, Modellierung von Abflussvorgängen und Stoffeinträgen, technische Maßnahmen und Anpassungsstrategien, Nutzungskonflikte im Einzugsgebiet und Wissenstransfer in Praxis und Öffentlichkeit.

NiddaMan-Partner sind:
Goethe-Universität Frankfurt, Brandt Gerdes Sitzmann Wasserwirtschaft GmbH, Darmstadt, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz, Universität Tübingen, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt & Geologie, Wiesbaden, Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH, Frankfurt, Karlsruher Institut für Technologie, Regierungspräsidium Darmstadt, Technische Universität Darmstadt, UNGER Ingenieure, Darmstadt, Universität der Bundeswehr München, Wetteraukreis, Friedberg

Das Projekt NiddaMan ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

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16.01.2018

Küste im Wandel – 2. Symposium Küstenmeerforschung

Das Konsortium Deutsche Meeresforschung veranstaltet  im Rahmen des vom BMBF organisierten Agendaprozesses „MARE:N – Küstenregionen“ das 2. Symposium „Küstenmeerforschung“. Das Symposium findet vom 28.02. – 02.03.2018 im Umweltforum Berlin mit dem Überthema „Küste im Wandel“ statt.

Die Veranstaltung bietet der deutschen Küstenmeerforschung das Forum, Forschungsfortschritte und zukünftige Forschungsbedarfe zu den in der Altonaer Erklärung und MARE:N definierten Forschungsfeldern zu präsentieren und im Diskurs mit den Anspruchsgruppen die strategische Ausrichtung der Küstenmeerforschung weiterzuentwickeln.

Auf der Veranstaltung werden drei Themenfelder fokussiert:

  • Gegenwärtiger und zukünftig erwarteter Umwelt- und Nutzungswandel an Küsten
  • Zukünftiger Forschungsbedarf für den Schutz und eine nachhaltige Nutzung von Küstengewässern
  • Gesellschaftliche und wissenschaftliche Randbedingungen und  Herausforderungen für die Küstenmeerforschung

Fluss-Meer-Systeme
Am zweiten Veranstaltungstag steht im Themenblock D der Nexus Binnengewässer-Küste im Mittelpunkt. Moderiert von Dr. Jana Friedrich, Leiterin der Abteilung Aquatische Nährstoffkreisläufe am Helmholtz-Zentrum Geesthacht, sollen Wechselwirkungen zwischen Küste und Hinterland diskutiert werden.

Weitere Informationen:

Meere, Polar- und Küstenregionen verstehen
Mare:N zielt als abgestimmtes Forschungsprogramm der Bundesregierung auf eine enge Verzahnung unterschiedlicher Förderinstrumente und aller Beteiligten aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ab. Die entstehenden Synergieeffekte werden genutzt, um den Erfordernissen einer zukunftsweisenden Küsten-, Meeres- und Polarforschung gerecht zu werden. Das Forschungsprogramm wurde im Juni 2016 von der Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka vorgestellt.
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09.01.2018

RedeFluss – Fünf Fragen an: Dr.-Ing. Gesa Kutschera vom FiW

In der Serie „RedeFluss“ veröffentlicht ReWaMnet Kurzinterviews mit Beteiligten der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM und fragt nach Motivation und Erwartungen. Zu Wort kommen Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer, die in ReWaM eng zusammenarbeiten.

Für die 15. Ausgabe der Interviewserie traf sich ReWaMnet mit Dr.-Ing. Gesa Kutschera vom Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.V. Am FiW ist Kutschera Leiterin des Bereichs „Innovation & Wissenstransfer“ sowie als Koordinatorin für die Projekte in Afrika tätig. Seit 2015 unterrichtet sie als Lehrbeauftragte an der FH Aachen zum Thema Hochwasserschutz im Rahmen des Masterstudiengangs Bauingenieurwesen. Bis 2015 engagierte sich Frau Kutschera als Gesellschafter-Geschäftsführerin in dem Ingenieurbüro HKV Hydrokontor GmbH mit den Arbeitsschwerpunkten Integriertes Wasserressourcen-Management, Hochwasserrisikomanagement sowie Modellierung. Frau Kutschera promovierte an der RWTH Aachen zum Thema “ Analyse der Unsicherheiten bei der Ermittlung der Schadenspotentiale infolge Überschwemmung“. In ReWaM ist sie Koordinatorin des Projekts RiverView®.

Dr.-Ing. Gesa Kutschera ReWaM RiverView Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.VVom Forschungsergebnis zum Nutzer: In ihrer Rolle als Leiterin des Bereichs „Innovation & Wissenstransfer“ am FiW arbeiten Sie an der Schnittstelle zwischen Forschung und wasserwirtschaftlicher Praxis. Welche Werkzeuge haben sich bewährt? Wie soll der Wissenstransfer in RiverView® gelingen?

In RiverView® geht es in erster Linie darum, räumlich und zeitlich hochaufgelöste Daten für die wasserwirtschaftliche Praxis zu erheben und als Informationen einem breiten Nutzerkreis bereitzustellen. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibt ein regelmäßiges Monitoring und Maßnahmen zur Verbesserung der strukturellen sowie physikalischen und chemischen Eigenschaften von Fließgewässern vor. Gemeinsam mit unseren Praxispartnern forschen wir zur Entwicklung von Daten und Werkzeugen, die schnell und effizient die nötigen Informationen für Entscheidungsprozesse in der Wasserwirtschaft liefern können, bspw. auch vor dem Hintergrund des Hochwasserschutzes.

Darüber hinaus ist eines der Ziele in RiverView®, eine effiziente Datenbereitstellung der anfallenden heterogenen Daten, wie großvolumigen Bilddaten und Sensordaten, durch die Entwicklung eines Geodatenbankmanagementsystems zu ermöglichen. Das Konzept des entwickelten Webportals wird in enger Absprache mit den Praxispartnern, den Wasserverbänden „Wasserverband Eifel Rur“ und „Emschergenossenschaft“ sowie „Lippeverband“, entwickelt, so dass es den Anforderungen der Praxis gerecht wird. So kann z.B. ein direkter Vergleich der räumlichen und zeitlichen Daten an verschiedenen Standorten oder am selben Standort zu unterschiedlichen Zeitpunkten (bspw. Jahreszeiten) ermöglicht werden. RiverView® stellt aber auch den nicht-fachlich Interessierten Bilder, Daten und Informationen zur Verfügung.

Henne-Ei-Problem – Was sollte aus Ihrer Sicht auf dem Weg zum Produkt als erstes vorhanden sein, der Businessplan oder der Forschungsantrag? Welche strategischen Schritte sind nötig, um am Ende eines Forschungsprojekts ein markreifes Produkt zu erhalten?

Forschung und Entwicklung sollten immer vor dem Hintergrund stattfinden, Erkenntnisse zu gewinnen, die der Wissenschaft und dem Allgemeinwohl dienen. Im Projekt RiverView® wird darüber hinaus ein ökologischer und ökonomischer Nutzen angestrebt. Gedanken zu der Verwertung und dem Nutzen einer Entwicklung sollten möglichst früh – also schon mit dem Forschungsantrag stattfinden; deshalb wird richtigerweise ein Verwertungsplan schon mit der Antragstellung gefordert. Oft ist der Nutzen für die Praxis auch der Impuls und die Motivation für einen Forschungsantrag. Allerdings entwickelt sich der konkrete Businessplan meist erst im Laufe des Forschungszeitraumes. Grund dafür sind die in dieser Phase gewonnen Erkenntnisse sowie durchgeführte Evaluationen und Tests – so können bestehende Pläne verändert oder auch erweitert werden. Am FiW haben wir im Vergleich zu Hochschulinstituten hier einen kleinen Vorsprung, da wir uns als An-Institut und Gründungsmitglieder der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft und der ZUSE-Gemeinschaft grundsätzlich mit der anwendungsorientierten Forschung befassen und der Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis unsere tägliche Arbeit begleitet.

Seit Juli 2016 ist RiverView® bis zunächst November 2025 eine eingetragene Marke und trägt seither das Registered-Trade-Mark-Symbol „®“ im Logo. Wie sehen die weiteren Pläne des FiW für die Verwertung von RiverView® nach dem Ende der Förderlaufzeit aus?

In RiverView® wird ein Produkt entwickelt, das durch die Aufnahme von zeitlich sowie räumlich hochaufgelösten Daten Erkenntnisse zu vielen wasserwirtschaftlichen Fragestellungen liefern kann. Zu nennen sind da die Strukturgüte wie bspw. die Bathymetrie und Uferzonen, sowie die Messung von Güteparametern bspw. als Temperaturfahne. Selbstverständlich planen wir, mit RiverView® auch nach Projektende Daten zu erheben und Informationen bereit zu stellen. Zurzeit evaluieren wir das System hinsichtlich seiner Grenzen und Möglichkeiten, um qualitativ hochwertige und wirtschaftlich marktfähige Dienstleistungen anbieten zu können. Die Evaluationen finden in Zusammenarbeit mit unseren Praxispartnern statt. Sowohl von den Wasserverbänden in Nordrhein-Westfalen als auch aus der Privatwirtschaft gibt es zunehmend positive Rückmeldungen und konkrete Anfragen, die vereinzelt sogar die Wasserwirtschaft verlassen.

Im wasserwirtschaftlichen Kontext sind konkret beispielsweise Messkampagnen zur Aufnahme von Temperaturtiefenprofilen im Staubereich einer Wehranlage von Bedeutung. Auch beim Thema Bathymetrie sind wir weitergekommen. In Bereichen, wo akustische Sonare an ihre physikalischen Grenzen stoßen, da das Wasser zu flach ist, ermitteln wir mit unserem Projektpartner, dem Geodätischen Institut der RWTH Aachen, die Gewässertiefe durch die sogenannte Structure-from-Motion-Technik aus Videos und Bildern unserer Unterwasserkameras.

Was wäre aus Ihrer Sicht von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nötig, um bei anwendungsorientierten Forschungsvorhaben zuverlässiger als bisher zu marktfähigen Lösungen zu gelangen?

Ein erster Grundstein wurde im Rahmen von ReWaM durch das Querschnittsthema „Wissenstransfer und Praxistransfer“ gelegt. Im Rahmen eines von ReWaMnet organisierten Workshops hielt ein Vertreter des Instituts für Ressourcenmanagement inter3 einen Vortrag zum sogenannten „Technology Readiness Level“. Der vorgestellte Ansatz führte insbesondere bei forschungsorientierten Wissenschaftlern der Fördermaßnahme zu einem Erkenntnisgewinn und ließ bei einigen Teilnehmern die Frage aufkommen, wie es um die Anwendungsreife ihrer eigenen Produkte steht. Für die Zukunft könnte ich mir hier einen verstärkten Austausch mit Akteuren aus dem Bereich der Produktentwicklung und –vermarktung, Geschäftsmodellentwicklung, Gründung von Spinn-Offs und ähnlichen Fragestellungen vorstellen. Voraussetzung hierfür ist natürlich immer, dass in den Verbundvorhaben Partner beteiligt sind, die das Interesse eines marktreifen Produktes verfolgen.

Mit RiverView® arbeiten Sie und Ihre Kollegen an einem effizienten Instrument zur Digitalisierung, Vernetzung und Virtualisierung von Gewässerinformationen – zunehmend auch als Wasserwirtschaft 4.0 bezeichnet. Welche Chancen und Herausforderung sehen Sie für die zukünftige Vernetzung entlang der wasserwirtschaftlichen Wertschöpfungskette?

In RiverView® stehen die Datenerhebung, -verarbeitung und -bereitstellung im Vordergrund. Entwickelt wird ein Geodatenbankmanagementsystem, das das Speichern der großvolumigen Bild- und Sensordaten effizient gestaltet. Parallel wird ein Webportal entwickelt, dass die Daten für die Nutzer der Praxis zugänglich macht und beispielsweise ermöglicht, Daten verschiedener Messzeitpunkte anschaulich zu vergleichen. Wasserwirtschaftliche Daten können also großflächig und ganzheitlich aufgenommen sowie umfassend gespeichert und abgerufen werden. Der Unterschied zur bisherigen Praxis liegt einerseits in der deutlich höheren räumlichen und zeitlichen Auflösung der Daten und andererseits in dem Vorteil, diese Daten in gleicher Qualität in regelmäßigen Abständen zu erheben, weitgehend automatisch auszuwerten und aufzubereiten. Im Hinblick auf Wasserwirtschaft 4.0 spielt hierbei die Visualisierung der Daten z.B. durch Virtual Reality oder Augmented Reality eine wesentliche Rolle.

Sicherlich gibt es auch an unserem System noch Optimierungspotenzial, welcher gemeinsam mit unseren Praxispartnern in Feldversuchen zu ermitteln ist und einen ständigen Anpassungsprozess ermöglicht. Fest steht, dass der Einsatz neuster Technologien für die Untersuchung von Fließgewässern unabdinglich ist, da sie bisher durchgeführten manuellen Gewässerschauen und Strukturgütekartierungen langfristig eine sichere Unterhaltung unserer Gewässer nicht ausreichen.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte ReWaMnet.

RiverView® ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

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18.12.2017

ReWaM-Newsletter 06/2017 ist online

Mit diesem Newsletter verabschiedet sich das Team von ReWaMnet für das Jahr 2017 und wünscht Ihnen entspannte und erholsame Weihnachtstage sowie einen guten Start in das neue „Wasserjahr“.

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Vorschau: Im Rahmen des vierten Treffens des Querschnittsthemas 2 tauschten die Teilnehmer Stift und Papier gegen Schwimmwesten und gingen mit dem Forschungsschiff Kormoran des ISF auf Exkursion am Bodensee. Ein weiteres Highlight war die „Jungfernfahrt“ des Hydrocrawlers am zweiten Veranstaltungstag. Christian Degel vom Fraunhofer IBMT, der die Messplattform maßgeblich mit entwickelte, erläutert im Gespräch mit ReWaMnet Aufbau und Funktionsweise des Systems.

In der vorliegenden Ausgabe von „ReWaM-Aktuell“ finden Sie außerdem Beispiele für den gelungenen Praxistransfer in WaSiG. Der vollständige Newsletter ist unter folgendem Link aufrufbar.

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11.12.2017

RedeFluss – Fünf Fragen an: Dipl.-Ing. Sonja Kramer, Stadt Münster

In der Serie „RedeFluss“ veröffentlicht ReWaMnet Kurzinterviews mit Beteiligten der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM und fragt nach Motivation und Erwartungen. Zu Wort kommen Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer, die in ReWaM eng zusammenarbeiten.

Für die 14. Ausgabe der Interviewreihe RedeFluss reiste ReWaMnet nach Westfalen und traf sich mit Dipl.-Ing. Sonja Kramer vom Tiefbauamt der Stadt Münster. Die studierte Bauingenieurin koordinierte zunächst die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Münster, bevor sie sich der Planung von Stadtentwässerungsanlagen widmete. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist dabei der Umgang mit Regenwasser in der Stadt, von dessen Bewirtschaftung hin bis zur Bewältigung von Starkregenereignissen. In der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM engagiert sich Frau Kramer für die Stadt Münster als Praxispartner in dem Projekt WaSiG. Mit ReWaMnet  sprach sie über Ihre Einschätzung zu einer im Oktober 2017 veröffentlichten Akzeptanzanalyse, in der WaSiG-Wissenschaftler von der Universität Freiburg die Gewohnheiten und den Wissensstand der Bevölkerung in den Städten Freiburg, Hannover und Münster zum Umgang mit Regenwasser untersuchte.

Sonja Kramer ReWaM WaSiG Sonja Kramer ReWaM WaSiG Stadt MünsterIn Ihrer Stadt wurden im Rahmen des Forschungsprojekts WaSiG an die Bewohner ausgewählter Quartiere insgesamt 4.380 Fragebögen zu Wahrnehmung und Akzeptanz von  Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen (RWB) verteilt. Welche Erwartungen hatten Sie vorab an die Umfrage? Welche Ergebnisse waren besonders überraschend für Sie?

Ich war gespannt, inwieweit sich dieses Thema mittels einer allgemeinen Bürgerumfrage abbilden lässt. Bislang haben wir die Erfahrung gemacht, dass viele Bürgerinnen und Bürger wenig Bezug zum Thema „Regenwasser“ haben, zumindest so lange dieses nicht in deutlich zu kleinen oder deutlich zu großen Mengen auftritt. Außerhalb von sehr heißen, trockenen Zeiten oder auch von starken Niederschlagsereignissen „verschwindet“ das Wasser oft nicht nur von der Oberfläche sondern auch aus den Köpfen der Bürgerschaft. Vor diesem Hintergrund war ich gespannt darauf, wie viele an einer Umfrage zu diesem Thema teilnehmen oder ob RWB-Anlagen überhaupt als solche wahrgenommen werden. Auch die Unterscheidung zwischen den einzelnen befragten Gebieten (städtebaulich/sozioökonomisch) und unter den Kommunen untereinander fand ich sehr interessant.

In der von Ihnen und Ihren WaSiG-Kollegen durchgeführten Umfrage bewerteten nur wenige Münsteraner Regenwasseranlagen im eigenen Stadtquartier als positiv. Knapp ein Viertel gab sogar an  bereits negative Erfahrungen mit Regenwasseranlagen gemacht zu haben. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die ablehnende Haltung vieler Bürger und was müsste getan werden, um das Image innovativer Bewirtschaftungsmaßnahmen wie durchlässiger Bodenbeläge und Gründächern zu verbessern?

Das Starkregenereignis im Jahre 2014 hat in großen Teilen des Stadtgebiets erhebliche Schäden verursacht und dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit zu der ablehnenden Haltung gegenüber Entwässerungsanlagen im Allgemeinen beigetragen. Die Angst vor Schäden durch Extremniederschläge ist nach wie vor allgegenwärtig. Daher ist es unerlässlich, die Bürgerschaft intensiv zu informieren und über Möglichkeiten zum Umgang mit Regenwasser aufzuklären.
Um das Image innovativer Bewirtschaftungsmaßnahmen zu verbessern sollten Bürger und Politik  intensiv informiert werden. Der Wunsch nach Information und Beteiligung wurde in der letzten Zeit vor allem auf Bürgerinformationsveranstaltungen zum Starkregenereignis oder auch zu neuen Baugebieten deutlich. Das Thema „Umgang mit Regenwasser/Starkregen“ rückt immer mehr in den Fokus. Hinweise auf die Mitarbeit an einem Forschungsprojekt zu diesem Thema und zur geplanten Umsetzung von RWBM in neuen Baugebieten werden grundsätzlich positiv aufgenommen und z.T. sogar selbst von Bürgern vorgeschlagen.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist sicherlich auch die optische Gestaltung der Maßnahmen. Diese sollten sich positiv in das gesamtlandschaftliche Bild einfügen und nicht nur als technisch erforderliche Begleiterscheinung auftreten. Die Erarbeitung multifunktionaler Nutzungsmöglichkeit ist dabei ein weiterer wichtiger Punkt, der deutlich zur Verbesserung der Akzeptanz dieser Anlagen beitragen kann.

Gründächer spielen eine wichtige Rolle für eine wassersensitive Stadtplanung. In der durchgeführten Akzeptanzanalyse bewerteten 78 Prozent der befragten Einwohner Ihrer Stadt Gründächer positiv. Gleichzeitig sorgen sich die Münsteraner um den Erhalt des Stadtbilds mit ortsspezifisch geneigten Dachformen. Hochwasserschutz vs. Ästhetik: Wie wollen Sie die konträren Ansprüche in Einklang miteinander bringen?

Gründächer können insbesondere in den Bereichen eingesetzt werden, wo große Flächen dafür zur Verfügung stehen und der Kontrast zum umliegenden gesamtstädtischen Bild nicht allzu ausgeprägt ist. Beispielsweise können große Gewerbegebiete und dort ansässige Betriebe gut mit Gründächern ausgestattet werden. Auch größere öffentliche Gebäude sollten hier in Betracht gezogen werden. In diesen Bereichen stehen die Gegensätze des Stadtbilderhalts mit Giebeldächern und der Flachdächer in der Regel nicht so im Fokus, wie es beispielsweise in innerstädtischen Bereichen der Fall ist. Um das Stadtbild in innenstadtnahen oder ähnlich sensiblen Gebieten zu erhalten, sollte man auch versuchen alternative Formen der Regenwasserbewirtschaftung anzubieten. Hier könnten beispielsweise für eine möglichst geringe Versiegelung durchlässige Flächenbeläge zum Einsatz kommen. Grundsätzlich sollten RWBM nicht nur hinsichtlich ihrer Funktionalität, sondern auch im Hinblick auf ihre Optik und auf den städtebaulichen Gesamteindruck gestaltet werden.
Regelungen zum Einsatz von RWBM sollten bereits im Bebauungsplan festgesetzt werden, um die Umsetzung im vorgesehenen Rahmen gewährleisten zu können. Für Grundstücke, die anschließend an Privateigentümer veräußert werden, sollten diese Regelungen möglichst grundbuchlich gesichert werden. Natürlich sind auch finanzielle Anreize (Abwassergebühr) ein gutes Argument für die Umsetzung von RWBM.

 Welche Erkenntnisse aus der Akzeptanzanalyse können Sie konkret für Ihre Arbeit in Münster verwerten? Wie sieht die geplante Implementierung der WaSiG-Ergebnisse aus?

Die Akzeptanz der Bürger für unsere Anlagen ist natürlich sehr wichtig. Da die RWB-Anlagen im Gegensatz zu einem Kanal auch immer einen Teil des Stadtbilds ausmachen, steht neben der Funktionalität natürlich auch das Optische im Fokus. Von daher ist es schon sehr interessant und wichtig zu wissen, wie die Münsteraner unsere Anlagen bisher wahrgenommen haben und welche Anforderungen, Wünsche und auch Ängste sie bezüglich dieser haben, damit wir diese Punkte bei zukünftigen Planungen entsprechend berücksichtigen können.
Grundsätzlich streben wir eine sehr frühe Implementierung des gesamten Themas „Wasser“ im Planungsprozess an, um ein möglichst optimales Gesamtergebnis für z.B. einen städtebaulichen Entwurf zu erhalten. Klar definierte Zielgrößen sind dafür ebenso entscheidend wie eine gut strukturierte Handlungsanleitung für die Beteiligten, in der auch Hilfestellungen für die Regelung von Zuständigkeiten, Betrieb und Unterhaltung gegeben werden. Für sehr hilfreich erachten wir zudem einen Leitfaden / eine Handreichung, die die Ergebnisse der Akzeptanzanalyse mit anderen „Stolpersteinen“ und Argumentationen für eine RWB kombiniert, so dass das Thema „Wasser“ nicht nur als zu entsorgendes, sondern als positives und vielseitiges Element wahrgenommen wird.

Neben Ihrer Tätigkeit bei der Stadt Münster sind Sie als geschäftsführendes Vorstandsmitglied in dem Netzwerk „Fließgewässer im urbanen Raum“ aktiv. In Ihrer Funktion engagieren Sie sich dafür, vorhandenes Wissen und Erfahrungen aus der Revitalisierung von Fließgewässern zu bündeln und zur Verfügung zu stellen. Was sind aus Ihrer Sicht bewährte Instrumente, um Praktiker vor Ort mit den maßgeblichen Fachinstitutionen aus der Wasserwirtschaft zu vernetzen?

Wie in so vielen Bereichen sind auch hier intensiver Austausch und gute Information sowie direkte konstruktive Gespräche unerlässlich. Es gilt alle Beteiligten frühzeitig an einen Tisch zu holen, um alle Anforderungen, Wünsche, Ideen und Restriktionen bereits zu Beginn des Prozesses in der Planung zu berücksichtigen. Ebenso wichtig ist es, in diesem Zuge frühzeitig Aufgaben und Zuständigkeiten zu klären und festzulegen, um klare Strukturen im Gesamtprozess, vom Entwurf über die Umsetzung bis hin zum Betrieb zu schaffen. Hilfreich sind dabei auch  immer wieder bereits umgesetzte Projekte, die sowohl gut gelungene Beispiele zeigen, als auch Punkte aufzeigen, an denen es vielleicht einmal Probleme gegeben hat, die nun besser gelöst werden können.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte ReWaMnet.

 

WaSiG ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

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