In der Serie „RedeFluss“ veröffentlicht ReWaMnet Kurzinterviews mit Beteiligten der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM und fragt nach Motivation und Erwartungen. Zu Wort kommen Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer, die in ReWaM eng zusammenarbeiten.
In der sechsten Ausgabe von RedeFluss sprach ReWaMnet mit Dr. rer. nat. Dr. agr. Dietmar Mehl. Seit 1993 beschäftigt sich Mehl als Gesellschafter und Geschäftsführer bei biota – Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH u.a. mit den Themen Wassermengenbewirtschaftung, Gewässerschutz, wasserwirtschaftliche Fachplanungen, Entwicklung von integrierten ländlichen Entwicklungskonzepten sowie Umweltverträglichkeit. Mehl studierte an der TU Dresden Hydrologie und promovierte an der Uni Rostock in Landschaftsökologie sowie an der Uni Greifswald in physischer Geographie. Seit 2000 ist er öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger auf den Bestellgebieten „Gewässerschutz“ sowie „Naturschutz und Landschaftspflege“.
Dietmar Mehl, Gesellschafter und Geschäftsführer bei biota.
Mit BOOT-Monitoring, KOGGE, PhosWaM und RESI engagieren Sie sich in vier ReWaM-Projekten mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen. Was motiviert biota sich an dieser und anderen Fördermaßnahmen des BMBF zu beteiligen?
Trotz privatwirtschaftlicher Ausrichtung sind wir von je her stark forschungsseitig engagiert, aber in höherem Maße in Richtung der konkreten Anwendungsbezüge im Vergleich mit öffentlichen Forschungseinrichtungen. Forschung stellt einen vor besondere Herausforderungen und macht Spaß. Wissen und Know-how sind letztlich auch die Basis unserer Aktivitäten in den Bereichen Planung, Gutachten, Monitoring, Beratung etc. Wir freuen uns über interessante und vor allem auch praxisbezogene Forschungsfragestellungen, wie sie unter anderem auch die ReWaM-Projekte bieten. Zudem können wir bestehende Kooperationen verstetigen, ausbauen und neue entwickeln. Uns werden die Erfahrungen und Ergebnisse aus den ReWaM-Projekten helfen, Aufträge für die Behörden des Bundes, der Länder, der Kommunen, der Verbände, der Gerichte und anderer Einrichtungen, aber auch vieler privatwirtschaftlicher Auftraggeber letztlich in höherer Qualität bearbeiten zu können.
Sprechen Unternehmer, Wissenschaftler und Wasserbehörden unterschiedliche Sprachen? Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus in der Zusammenarbeit der verschiedenen Partner?
Wer wie wir quasi sein Geld zu 100% mit Auftragsarbeit verdient, der muss unternehmerisch denken. Auch bei angewandten Vorhaben arbeiten wir in vielen Fällen streng wissenschaftlich, aber wir müssen desgleichen die praktische Brauchbarkeit unserer Ergebnisse sehen und die Wirtschaftlichkeit unseres Tuns beachten, was zeitliche Disziplin einschließt. Viele Jahre Arbeit und Erfahrung in den unterschiedlichsten Skalenebenen des öffentlichen Auftragswesens, vornehmlich in Feldern des Umweltschutzes, setzen uns heute in Stand, auch als Mittler zwischen häufig eher grundlagenorientierter öffentlicher Forschung und der behördlichen, eher praxisorientierten Seite auftreten zu können. Hier sehen wir auch eine unserer Aufgaben in den ReWaM-Vorhaben.
Im Bereich der öffentlichen Forschung halte ich es für eine fatale Fehlentwicklung, dass sich der Wert einer wissenschaftlichen Arbeit offensichtlich nur noch danach bemisst, dass eine englischsprachige Veröffentlichung in einer der unzähligen internationalen Zeitschriften erfolgt. Wir brauchen einen Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Praxis und das kann nur bedeuten, dass auch mindestens zusätzlich in deutscher Sprache publiziert wird. Vorbildlich wirken mit der Herausgabe fundierter Regelwerke in dieser Hinsicht unter anderem die großen Verbände wie z.B. die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA).
Die Nutzung von Forschungsergebnissen als innovatives Verfahren oder Produkt ist für viele KMUs, die sich beispielsweise in ReWaM engagieren, ein zentrales Anliegen. Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach entscheidend, um die Verwertung von Erkenntnissen und Lösungen in Unternehmen zu verbessern?
Das kommt zunächst sehr auf die Ausrichtung der Unternehmen und auch die Art der Projekte an. Wer sich als Unternehmen unmittelbar mit Produktentwicklung oder –verbesserung beschäftigt, der hat die Verwertungschancen sicher klar vor Augen. Wir sind beispielsweise stärker an Vorhaben beteiligt, bei denen wir im Anschluss kein Produkt „verkaufen“ können. Für uns geht es mehr um den Fortschritt in den wissenschaftlichen und praktischen Kenntnissen und Erfahrungen sowie sogar auch um eine Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten und Fertigkeiten unserer Mitarbeiter einschließlich der Unternehmensleitung. Diesen Wert von komplexen Forschungsvorhaben sollte man als Unternehmer möglichst erkennen.
Im NDR Nordmagazin lief kürzlich ein Fernsehbeitrag über das Projekt KOGGE. Im selben Projekt befragen Sie die Bürger Rostocks in einer Online-Umfrage was ihnen die kleinen städtischen Gewässer und Feuchtgebiete wert sind. Wie wichtig ist die frühzeitige Information und Einbeziehung aller Anlieger und Interessengruppen bei Maßnahmen an Gewässern und welche Kommunikationsinstrumente haben sich bewährt?
Die Beteiligung der Akteure ist immer wichtig. Eine klare und verständliche Kommunikation ist unerlässlich, um im Gewässerschutz zu guten und nachhaltigen Lösungen zu gelangen. Allerdings zeigen meine Erfahrungen, dass man in der Lage sein muss, möglichst konkret zu werden. Solche Projekte sind am aussichtsreichsten, wo a) keiner vergessen wird, b) alle Ziele und Belange auf den Tisch kommen, c) man möglichst konsensuale, synergistische Lösungen findet und zu allen Projektphasen die Informationen verständlich und überzeugend „rüber bringen kann“. Wir nutzen heute z.B. erfolgreich viele Visualisierungsmöglichkeiten, die uns (gut kalibrierte) Modelle, geographische Informationssysteme und andere moderne Technologien ermöglichen und versuchen uns in möglichst anschaulicher Erläuterung. Wird etwas verstanden, ist es etwas nachvollziehbar, dann ist der Weg zur „Einigung“ bereits mindestens halb geebnet. Ich für meinen Teil arbeite sogar gerne mit der Vorbildwirkung durchgeführter und gelungener Vorhaben. Da wir auch u.a. Gewässer- und Moorrenaturierungen, Hochwasserschutzmaßnahmen und vieles mehr seit vielen Jahren planen, können wir auch bei wissenschaftlichen Vorhaben unsere praktische Expertise einbringen.
Wie wäre das Thema „regionales Wasserressourcen-Management“ ohne die BMBF-Fördermaßnahme ReWaM präsent? Was müsste nach ReWaM kommen, um die Erkenntnisse zu verstetigen?
ReWaM führt sicher zu einer öffentlichkeitswirksamen Fokussierung, kann aber bedingt durch die Zahl der Vorhaben und die Laufzeit auch nicht Wunder bewirken. Wir brauchen eine Verstetigung der Gewässerschutzaktivitäten auf allen Ebenen und in großer thematischer Breite. Hier kann und muss Forschung ihren Beitrag leisten. Ich würde es begrüßen, wenn ReWaM als Forschungsrahmen fortgesetzt würde. Denkbar wäre die Auswahl neuer Themenfelder und, was ich für sehr zielführend halten würde, eine im Kern noch stärkere Verbindung von Forschung und unmittelbarer praktischer Umsetzung.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte ReWaMnet.
BOOT-Monitoring, KOGGE, PhosWaM und RESI sind vier von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).
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