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22.08.2017

Drohnenbefliegung der Talsperre Quitzdorf

CYAQUATA und BOOT-Monitoring testen neue Verfahren zur Cyanobakterienerfassung

Im Juli 2017 zeigte sich ein sehr hohes Cyanobakterien-Aufkommen an der Talsperre Quitzdorf in Ostsachsen. Die „Blüte“ erstreckte sich über das gesamte Gewässer, färbte das Wasser grün und führte zu einem unangenehmen Geruch im Uferbereich. Die Talsperre Quitzdorf ist ein sehr nährstoffreiches, flaches Gewässer und als EU-Badegewässer ausgewiesen. In den vergangenen Jahren kam es regelmäßig zu vermehrten Entwicklungen von Cyanobakterien, bei denen durch das Gesundheitsamt des Landkreises Görlitz vorsorglich vom Baden in der Talsperre abgeraten wird, wie auch im Juli 2017. Dieses extrem hohe Cyanobakterienaufkommen nutzte CYAQUATA für eine intensive Beprobung des Gewässers und testete zusammen mit Partnern aus dem Projekt BOOT-Monitoring den Einsatz von Fernerkundungsverfahren für die Erfassung von Cyanobakterien.

Am 10.07.2017 führten CYAQUATA und BOOT-Monitoring gemeinsam Untersuchungen im nordöstlichen Teil der Talsperre Quitzdorf durch. Ziel war es zu überprüfen, ob sich die räumliche Ausdehnung und die Ausprägung der Cyanobakterien-Massenentwicklung mittels Fernerkundungsmethoden erfassen lässt. Die Bearbeiter des Projektes BOOT-Monitoring nutzen eine Drohne mit verschiedenen Kamerasystemen zur Fernerkundung eines Gewässerteils. Parallel dazu nahmen die Bearbeiter des Projektes CYAQUATA Proben zur Erfassung der Cyanobakterien und Bestimmung der Chlorophyll- und Phycocyanin-Konzentration.

Es zeigte sich, dass die Messwerte der Drohne mit den Werten der Messung im Gewässer korreliert werden können, um die Chlorophyll-Konzentration aus den Fernerkundungsdaten zu berechnen. Besonders der Kanal des Nah-Infrarot (NIR), der auch zur Bestimmung des Vegetationsindex herangezogen wird, scheint gut geeignet für die Detektion von Cyanobakterien zu sein.

Allerdings war das Cyanobakterienaufkommen viel zu hoch, um Aussagen über eine Eignung der Methodik als Früherkennung zu machen. Die beiden Projekte planen deshalb die Wiederholung der Untersuchungen zu einem anderen Zeitpunkt mit einem geringeren Cyanobakterienaufkommen.

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17.08.2017

Wissenschaft Ahoi

Drittes Arbeitstreffen des Querschnittsthemas 2 „Probenahmestrategien und Methoden“

Gewöhnlich ist das Fahrgastschiff „MS WarnowStar“ im Rostocker Hafenrevier unterwegs oder fährt Touristen die Warnow flussaufwärts zu nahegelegenen Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Am Montag, den 26. Juni 2017, fuhr der 24,5 Meter lange Ausflugsdampfer jedoch im Dienste der Wissenschaft: Am ersten Tag des zweitägigen Arbeitstreffens des ReWaM-Querschnittsthemas 2 „Probenahmestrategien und Methoden“ stachen 33 Wissenschaftler und Wasserexperten aus acht von insgesamt 15 ReWaM-Projekten am alten Schiffsanleger in Warnemünde in See: Ziel der Exkursion war der projektübergreifende Erfahrungsaustausch zu Betrieb und Auswertung unterschiedlicher Messsysteme, die im Rahmen der Fördermaßnahme ReWaM zum Einsatz kommen.

Ein Schiff mit besonderer Fracht

Auf der dreistündigen Messfahrt analysierten die Wissenschaftler eine Vielzahl unterschiedlicher Parameter

Auf der dreistündigen Messfahrt analysierten die Wissenschaftler eine Vielzahl unterschiedlicher Parameter

Startpunkt des zweitägigen Arbeitstreffens war um 8:20 Uhr der Schiffsanleger in Warnemünde. Nach einer Begrüßung und kurzen Einführung durch den Sprecher des Querschnittsthemas Jens Tränckner von der Universität Rostock, legte die WarnowStar ab. Rund drei Stunden ging es für die Passagiere vom Überseehafen Rostock die Unterwarnow stromaufwärts bis in die östliche Altstadt der Hansestadt Rostock. Während der Fahrt hatten die Wissenschaftler jedoch nur wenig Zeit den Ausblick zu genießen: Bereits am frühen Morgen wurde ein Echolot am Schiffsrumpf montiert, um während der Fahrt kontinuierlich Daten zum Untergrund zu sammeln. Darüber hinaus wurden mit unterschiedlichen Sensoren charakteristische Parameter wie Wassertiefe, Trübung, Temperatur, Leitfähigkeit, Sauerstoff- und Nitratgehalt gemessen. Ziel der Messfahrt war es, unterschiedliche Messinstrumente, die normalerweise in Süßwassersystemen betrieben werden, unter erschwerten Bedingungen des Brackwassers im Übergang Ostsee-Unterwarnow zu testen. Die Wissenschaftler erhielten so wertvolle Erkenntnisse zu Stärken und Schwächen des jeweiligen Systems und konnten sich über Erfahrungen im Umgang mit den Messgeräten austauschen.

Gemeinsame Datenauswertung
Nach einer gemeinsamen Mittagspause setzten die Wissenschaftler das Arbeitstreffen am Schöpfwerk Schmarler Bach im Rostocker Stadtteil Lütten Klein fort. Nach einer Besichtigung des Schöpfwerks führten die ReWaM-Verbundprojekte BOOT-Monitoring und RiverView ihre Messsysteme vor. Beide Projekte arbeiten an flexiblen Lösungen für ein kontinuierliches Monitoring von kleinen- und mittelgroßen Fließgewässern. Der Unterschied: RiverView setzt auf einen ferngesteuerten Mini-Katamaran als Träger für verschiedene Sensoren, wohingegen bei dem Projekt BOOT-Monitoring ein mit Sensoren bestücktes Messboot im Schlepp gezogen wird.

Der zweite Tag des Arbeitstreffens war vorrangig den Problemen und verschiedenen Verfahren der Datenauswertung gewidmet. Am Ende des zweitägigen Arbeitstreffens waren sich die Teilnehmer einig, dass der Austausch weiter fortgeführt werden müsse mit dem Ziel, Messstrategien weiterzuentwickeln und Parameter noch effizienter zu messen und auszuwerten.

In der Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 15 Verbundprojekte sowie ein begleitendes Vernetzungs- und Transfervorhaben. Für die Projekte in ReWaM sind eine interdisziplinäre Vorgehensweise sowie ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis charakteristisch. Um vorhandene Synergien zu nutzen und Potenziale auszuschöpfen, hat der ReWaM-Lenkungskreis unteranderem das Querschnittsthema „Probenahmestrategien und Methoden“ definiert.

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08.08.2017

Eine Nacht, die Wissen schafft

CYAQUATA präsentiert sich zur Langen Nacht der Wissenschaften.

Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 16. Juni 2017 öffneten die Dresdner Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre Labore, Hörsäle und Archive. In über 680 Veranstaltungen konnten sich die 38.000 Besucher über die aktuelle Forschung in Dresden informieren. Zu dieser Gelegenheit stellte sich auch das ReWaM-Verbundprojekt CYAQUATA vor. Am Institut für Genetik und in der Fachrichtung Hydrowissenschaften konnten die Besucher Cyanobakterien anschauen, Einblicke in die Labor-Tätigkeiten gewinnen, sich über die sächsischen Trink- und Brauchwassertalsperren informieren und Gerätschaften zur Gewässerbeprobung praktisch ausprobieren. Die Fragen der Besucher wurden von den Mitarbeitern des Projektes beantwortet und so konnten wir auch darüber aufklären, dass „Blaualgen“ eigentlich Bakterien sind, die aufgrund ihres Chlorophyllgehaltes grün aussehen. Die Bezeichnung „Blaualgen“ kommt vom Photosynthesepigment Phycocyanin (Cyanblau), welches die Cyanobakterien zusätzlich besitzen. Außerdem gibt es noch rote Cyanobakterien, die vor allem Phycoerythrin enthalten. Durch die verschiedenen Photosynthesepigmente können die Cyanobakterien ein breiteres Lichtspektrum nutzen und haben dadurch einen Vorteil gegenüber Algen oder Pflanzen, die nur Chlorophyll haben. Auch die Größe und Form der Cyanobakterien variiert stark: von ganz klein und nicht sichtbar mit bloßem Auge bis hin zu sichtbaren, großen Fäden oder Kolonien.

Autorin: Dr. Kristin Zoschke, TU Dresden

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01.08.2017

RedeFluss – Fünf Fragen an: Gerd Hofmann, Regierungspräsidium Darmstadt

In der Serie „RedeFluss“ veröffentlicht ReWaMnet Kurzinterviews mit Beteiligten der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM und fragt nach Motivation und Erwartungen. Zu Wort kommen beispielsweise Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer, die in ReWaM eng zusammenarbeiten.

Für die elfte Ausgabe der Interviewserie RedeFluss traf sich ReWaMnet mit Dipl.-Ing. Gerd Hofmann. Gerd Hofmann leitet beim Regierungspräsidium Darmstadt in der Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt in Frankfurt das Dezernat „Abwasser, Gewässergüte“. Im Regierungspräsidium Darmstadt ist der studierte Bauingenieur für die Bewirtschaftung der Gewässer im Einzugsgebiet der Nidda verantwortlich. Als Vertreter aus der Praxis gehört es zu seinen Aufgaben, dass schädliche Abwassereinleitungen in die Gewässer vermieden oder nach dem Stand der Technik minimiert, beeinträchtigende Veränderungen der Gewässergüte beseitigt und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz z.B. der Nidda und ihrer Zuflüsse getroffen werden.

Gerd Hofmann Regierungspräsidium Darmstadt ReWaM NiddaMan

Gerd Hofmann engagiert sich in dem ReWaM-Projekt NiddaMan

Das Regierungspräsidium Darmstadt (RPDa) engagiert sich als assoziierter Partner in dem ReWaM-Projekt NiddaMan. Was motiviert das RPDa sich hier einzubringen?

Meine Behörde ist für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zuständig und daher stets an Projekten interessiert, die uns bei der Bewältigung dieser zum Teil schwierigen Aufgabe voranbringen. Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes waren trotz vielfältiger Maßnahmen an den Gewässern im Jahr 2015 nur 10 Prozent der oberirdischen Gewässer in einem guten Zustand. Bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zeichnet sich ab, dass in vielen Fällen wohl die Verbesserung der Gewässerstruktur nicht ausreicht, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Wir als zuständige Wasserbehörde stellen fest, dass die Zusammenhänge an den Gewässern komplexer sind als angenommen und dass hier noch eine erhebliche Wissenslücke zu Wechselwirkungen verschiedener Einflüsse wie z.B. Gewässerstruktur, diffuse und punktuelle Einträgen von Schadstoffen, Kolmation und Veränderungen der Abflussverhältnisse vorhanden ist. Hier bietet das Projekt NiddaMan mit dem praxisorientierten Ansatz eine Chance, die wasserbehördliche Perspektive in einen Forschungsprozess einzubringen. Zudem stellt das sich entwickelnde Netzwerk von Fachexperten und Stakeholdern eine gute Möglichkeit für meine Behörde dar, auch über die Projektzeit hinaus eine förderliche Zusammenarbeit aller Beteiligten auf dem Weg zu einem guten Gewässerzustand an der Nidda zu erreichen.

 

 

Idealerweise profitieren von der Kooperation in einem Forschungsprojekt Wissenschaft und wasserwirtschaftliche Praxis gleichermaßen. Worauf ist aus Sicht der Anwender für eine gelungene Zusammenarbeit bei Projektbeginn zu achten?

Aufgrund der Erfahrungen beim Projekt NiddaMan ist meines Erachtens darauf zu achten, frühzeitig Forscher und Praktiker an einen Tisch zu bringen. Dafür erscheint mir die Durchführung eines Praxisbeispiels als sehr geeignet, um bereits im Forschungsprojekt die Anwendung der Ergebnisse gemeinsam auszutesten. Sofern dies bereits am Anfang des Projektes eingeplant wird, ergibt sich eine „Einbettung“ der Forschung in das Praxisumfeld fast automatisch. Damit können zu einem frühen Zeitpunkt die wichtigen Fragen, wie: Worin liegt die Wissenslücke in der Praxis? Welche Bedeutung hat die Wissenslücke im praktischen Vollzug? In welchem praktischen Kontext steht die Wissenslücke? angesprochen werden und bei der Umsetzung des Forschungsprojekts berücksichtigt werden. Das gemeinsame Arbeiten an einem Praxisbeispiel ermöglicht es, eine gemeinsame Sprache zu finden und die jeweils andere Perspektive kennenzulernen. Dieser Lernprozess trägt wesentlich dazu bei, dass am Projektende die Forschungsergebnisse Eingang in die Praxis finden.

Am 4. Mai diesen Jahres hielten Sie in Berlin im Rahmen des ReWaM-Praxistransfer-Workshops einen Vortrag, in dem Sie Ihre Erfahrungen aus dem Projekt NiddaMan schilderten. Dabei betonten Sie, wie wichtig es sei, vorab den Ansprechpartner bei einem potenziellen Praxispartner zu finden, der für die Umsetzung den Rückhalt in der jeweiligen Institution genießt? Haben Sie für die Wissenschaft einen Tipp, wie das gelingt?

Wie ich in meinem Vortrag bereits ausgeführt habe, ist für eine erfolgreiche Kooperation mit einem Praxispartner meiner Meinung nach zunächst wichtig, dass die ausgewählten Akteure aus der Praxis auch die erforderlichen Ressourcen für die Mitarbeit haben. Dies setzt voraus, dass der erforderliche Rückhalt in der jeweiligen Institution vorhanden ist und ein Engagement in dem Projekt überhaupt gewünscht wird. Darüber hinaus muss der ausgewählte Akteur für die spätere erfolgreiche Verbreitung der Forschungsergebnisse in der Institution die entsprechende Kompetenz und Unterstützung haben. Daher es ist wichtig, innerhalb der jeweiligen Institutionen die Entscheidungs- und Hierarchieebenen bei der Auswahl des Ansprechpartners zu beachten. Ich möchte dies beispielhaft anhand des Projektes NiddaMan und den Praxispartnern aus der Wasserwirtschaftsverwaltung kurz verdeutlichen: Es war sicherlich wichtig, den Rückhalt des zuständigen Umweltministeriums zu gewinnen, um die personellen Ressourcen bei meiner Behörde sicherzustellen. Die eigentlichen Ansprechpartner rekrutieren sich aus den Wasserbehörden, die mit der Umsetzung der wasserwirtschaftlichen Fragenstellungen vor Ort betraut sind und die konkrete Problemstellung im Einzelfall am besten kennen. Die im Vorfeld gesicherte Unterstützung des Ministeriums wird wesentlich dazu beitragen, dass die Erkenntnisse aus der Forschung Eingang in die Praxis finden können.

Der Forschungsfortschritt in NiddaMan lässt eine breite Bandbreite an Erkenntnisse und Produkten erwarten. Welche Anforderungen stellt das Regierungspräsidium an die Praxistauglichkeit der Ergebnisse und wie sieht ein möglicher Praxistest aus?

Eine wesentliche Anforderung, die ich an die Praxistauglichkeit der Erkenntnisse  aus dem Projekt NiddaMan stelle, ist, dass diese an die bestehenden Vollzugsaufgaben und Probleme „andocken“. D.h. für mich, dass die Ergebnisse soweit handhabbar sein müssen, dass sie auf andere Gewässer übertragbar und auch für Nicht-Wissenschaftler leicht anwendbar sind. Dabei gilt es bestehende behördliche Strukturen und Abläufe zu berücksichtigen, damit die Erkenntnisse und Produkte sinnvoll in die Praxis Eingang finden. Ich glaube im Projekt NiddaMan sind wir auf einen guten Weg zur Praxistauglichkeit. Wir haben für einen Praxistest einen Nebenfluss der Nidda ausgewählt und alle Forschungsergebnisse zusammengetragen. Im Rahmen eines Expertenworkshops wurden die Ergebnisse intensiv mit den zuständigen Wasserbehörden erörtert. Aus dem Gespräch wurden jetzt zusätzliche Fragenstellungen aus der Praxis zusammengetragen, die zurzeit von den verschiedenen am Projekt beteiligten Institutionen bearbeitet werden. In einem nächsten Schritt sollen nun die so erzielten Erkenntnisse mit anderen Akteuren der Praxis – hier den Kommunen – besprochen werden. Wir hoffen mit den neuen Erkenntnissen und den sich daraus ergebenden Handlungsoptionen in der Praxis einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem guten Gewässerzustand weiterzukommen.

Am Ende eines erfolgreichen Forschungsprojekts erfolgt in der Regel die Implementierung der Forschungsergebnisse in die Praxis. Wie kann die Wissenschaft die Praxis in dieser Projektphase konkret unterstützen?

Für eine erfolgreiche Implementierung von Forschungsergebnissen muss meines Erachtens für die neuen Erkenntnisse „geworben“ werden. Hierzu erhoffe ich mir für das Projekt NiddaMan, dass über Vortragsveranstaltungen oder Workshops für Praxisvertreter die Forschungsergebnisse und deren praktische Bedeutung verbreitet und die praktische Anwendung in einem größeren Kreis erörtert werden können. Als ein gutes Instrument für eine gelungene Implementierung erscheint mir die Aufstellung eines in Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis erarbeiteten Leitfadens für die praktische Anwendung der Forschungsergebnisse sehr sinnvoll. Da die Phase der Implementierung von Forschungsergebnissen in die Praxis über die Laufzeit eines Forschungsprojekts hinausläuft, wäre eine Unterstützung der Wissenschaft auch nach der Projektlaufzeit sehr wünschenswert.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte ReWaMnet.

 

Die BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

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31.07.2017

Wohin mit dem Regenwasser?

Erneut sind Starkregen niedergegangen und haben erhebliche Schäden in weiten Teilen von Nord- und Mitteldeutschland angerichtet. Besonders Niedersachsen hat es getroffen. Nicht nur die Kommunen sind betroffen, wenn auf öffentlichen Flächen, wie Marktplätzen, Straßen, Tunneln und Schienenwegen das Wasser nicht abfließt und unter Umständen Schäden an öffentlichen Gebäuden verursachen.

Starkregen - Der Deutsche Wetterdienst warnt ab 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden. Foto von Stephan Baur, Fotolia

Starkregen – Der Deutsche Wetterdienst warnt ab 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden. Foto von Stephan Baur, Fotolia

Neben den Beeinträchtigungen z.B. im Verkehr, sind viele Bürger und Bürgerinnen durch starke Regenfälle betroffen, wenn in deren Keller oder Wohngebäude Wasser eindringt. Das Gleiche gilt für Geschäftsleute, deren Betriebsgebäude durch außergewöhnliche Regenfälle Schaden durch Wassereinbruch nehmen. In der Regel sind diese Ereignisse nicht besonders gut vorhersagbar, wie die Meldungen über solche Ereignisse in den letzten Jahren immer wieder gezeigt haben. Deswegen sind Vorsorgemaßnahmen zum Schutz sinnvoll.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Uhl vom Institut für Infrastruktur, Wasser, Ressourcen und Umwelt (IWARU) beschäftigt sich schon lange mit den Auswirkungen von Starkregen und wie ihre Auswirkungen am besten abgemildert werden können. Das IWARU arbeitet in dem Verbundprojekt WaSiG gemeinsam mit Kommunen, Ingenieurbüros und Hydrologen und Humangeografen der Albert-Ludwig-Universität Freiburg an der Entwicklung anwendungsorientierter Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung. Dabei konzentrieren sich die Partner auf die effiziente Regenwasserversickerung und -verdunstung durch z.B. Gründächer oder teildurchlässige Flächenbeläge.

Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung
Wichtige Modellregionen für diese Untersuchungen und die Erprobung von Maßnahmen sind ausgewählte Quartiere in Münster, Freiburg und Hannover. Vom Juli-Starkregen bzw. Juli Dauerregen war Münster nur marginal betroffen. Das Gleiche gilt für Freiburg.  In Hannover allerdings bescherte der Dauerregen der Leine – ein Nebenfluss der Aller – rekordverdächtige Pegelstände. Die Schäden waren erheblich: vollgelaufenen Keller, Schließung der Herrenhauser Gärten, Sperrung von Radwegen und das Kanalsystem ist an der Grenze seiner Kapazität. Im Wohngebiet am Kronsberg in Hannover allerdings, in dem schon zur Jahrtausendwende Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung umgesetzt wurden, gibt es keine nennenswerten Folgen durch den Starkregen. Die für die Versickerung extra angelegten Mulden links und rechts der Straßen, sowie Versickerungsstrecken auf den Grundstücken selbst, sorgten für eine langsame aber stetige Versickerung des Regenwassers in den Untergrund.

Der Ansatz der Forscher setzt  zur Vermeidung von Hochwasserschäden darauf, Regenwasser vor Ort zu versickern, verdunsten oder verzögert abfließen zu lassen. Konzept solcher Anlagen ist die Anpassung des Wasserhaushalts des städtischen besiedelten Bereichs an den naturnahen Wasserhaushalt einer unbebauten Fläche. Dieses Konzept wird weiterentwickelt, um es auch auf andere Kommunen übertragbar zu machen.Schwer umsetzbar scheint das auf den ersten Blick, denn der Anteil versiegelter Fläche, deren Regenwasser nicht unmittelbar versickern kann, ist hoch. Sicher ist das Ziel auch nicht vollständig zu erreichen. Dennoch gibt es Maßnahmen, die dazu beitragen das Rückhaltevermögen (Retention) von Niederschlagswasser auch im urbanen Bereich zu erhöhen.

Versuchsanlage: teildurchlässige Flächenbeläge, Foto: FH Münster

Versuchsanlage: teildurchlässige Flächenbeläge, Foto: FH Münster

Eine breite Palette von einzelnen Maßnahmen kann in der Summe Einiges bewegen: Gründächer halten den Abfluss von Regenwasser zurück und leiten diesen verzögert und kontrolliert ab. Die Abflussspitzen bei einem Starkregenereignis werden dadurch deutlich gemindert. Durchlässige Pflasterungen erhöhen die Versickerung in den Untergrund. Mulden oder Mulden/Rigolen-Systemen ermöglichen neben einer erhöhten Versickerung auch die Speicherung von Regenwasser, welches kontrolliert dem Grundwasser oder dem Entwässerungssystem zugeführt wird oder nach dem Regenereignis wieder verdunsten kann. Durch den Rückhalt von Regenwasser steht mehr Wasser zur Verdunstung bereit und die lokale Wasserbilanz schließt sich wieder

Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung können auf dafür vorgesehenen Grünflächen im öffentlichen Raum oder auf dem privaten Grundstück gebaut werden. Es sind Instrumente, die nicht nur die Folgen von Starkregenereignissen abmildern können, sondern auch positive Auswirkungen auf das Stadtklima und auf die Biodiversität in der Stadt haben.

Die Entwicklung von Modellen, mit Hilfe derer der Wasserhaushalt im städtischen Bereich simuliert werden kann, stehen im Vordergrund der Forschungen. So kann vorhergesagt werden, wie die vorgesehenen Maßnahmen sich im individuellen Fall auswirken. Für Planungen, von z.B. Neubaugebieten, können Kommunen dann passende Maßnahmen schon in der Planungsphase miteinbeziehen. Aber auch Hauseigentümer können einige der Maßnahmen mit geringem Aufwand nachrüsten. Die Ergebnisse, die im Rahmen des Verbundprojekts entstehen, sind über die WaSiG-Homepage frei abrufbar.

Autorin: Dr. Hedwig Roderfeld, FH Münster

WaSiG ist eines von 15 Verbundprojekten in der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM). ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

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